174 -V-V7S7V7 also nicht?" rief der Marschall heftig. „Nein!" antwortete der wackere, heldenmütige Mann. „Führt ihn fort!" befahl der Marschall in heftigem Zorne einem Offizier. „Führt ihn fort! Gebt ihm noch eine halbe Stunde Zeit, sich zu besinnen; wenn er dann noch ebenso trotzig ist, so laßt ihn ohne weiteres erschießen!" Er wandte sich ab, und Born wurde von den Soldaten fortgeführt. Sielert, dem durch den Tod des Alten ein gehoffter Gewinn entging, trat listig und schmeichelnd an ihn heran und stellte ihm vor, was er durch kluges Nachgeben gewinnen und dagegen durch fortgesetzten Trotz verlieren würde; der Schäfer aber wandte sich verächtlich von dem Ver¬ räter hinweg. Auch der französische Offizier redete ihm mit gütigen und freundlichen Worten zu; er sollte nur mit einem einzigen Winke seiner Hand die Richtung bezeichnen, in welcher der gesuchte Weg lag, dann würde er augenblicklich freigelassen und reich belohnt werden. Born schwieg auch diesem Zureden gegenüber. Seine Hände wurden ihm aus den Rücken gebunden, und so führte man ihn den Abhang des Berges hinab. Drei Soldaten luden vor seinen Augen ihre Gewehre, er wußte, was es bedeutete, und wandte sich ab. Eine halbe Stunde war ihm noch vergönnt, um sich zu besinnen. Er richtete den Blick hinunter in das Tal und zu den fernen Bergeshöhen. Hier waren seine Söhne und dort sein Weib und seine Tochter; ach, sie ahnten nicht, was ihn betroffen hatte, und was er in einer halben Stunde erleiden sollte! Dort stand sein kleines Haus, die Fenster leuchteten so freundlich im Glanze der Morgensonne; er sollte es nie wieder betreten und seines stillen Glückes sich freuen. Hier und dort herum waren die Berge und die Täler seiner geliebten Heimat, in wenigen Augenblicken sollte er von ihr scheiden und sie für immer verlassen. Seine Wangen waren bleich geworden, eine Träne war ihm in das ehrliche Auge getreten, er drängte sie zurück; dann senkte er sein Haupt still zur Erde und betete, wenn er auch seine gebundenen Hände nicht falten konnte, zu feinern Gott und Heiland, vor dessen Angesicht er in so kurzer Zeit treten sollte. Eine Minute nach der andern verging. Born betete still und in¬ brünstig, während seine Lippen sich nur unmerklich bewegten, und das Gebet gab ihm neue Kraft, neuen Mut, Frieden und Freude. Eine stille, heitere Ruhe legte sich aus fein Angesicht und glänzte aus seinen Augen. Als endlich die bestimmte Zeit verflossen war, trat der Offizier zu dem Schäfer und fragte ihn, ob er jetzt den Weg zeigen wollte; ein schweigendes Schütteln seines Kopfes war die einzige Antwort, die er auf diese Frage gab. Der Offizier sah ihn einen Augenblick teilnehmend und mitleidig, aber doch auch mit stiller Bewunderung an, dann gab er¬ den Soldaten einen Wink, und sie nahmen ihre Gewehre zur Hand. Man verband dem Schäfer die Augen, stellte ihn an einen Baum, und