340 ihn erschreckt, unvorsichtig emporfliegt, ist unrettbar verloren, ebenso die Taube, die sich in der Angst vom Schwarme entfernt. Sein kleiner Vetter, der Turmfalke, ist eifrig hinter den Feldmäusen her. Aufmerk¬ sam streift er über das Ackerland hin und ergreift die Unvorsichtigen, die beim Sonnenschein auf dem Saatfeld spazieren gehen. Am allergierigsten von unsern einheimischen Raubvögeln zeigt sich der Sperber. Rastlos durchzieht er das Buschdickicht und das niedere Gestrüpp oder lauert im Strauch am Feldrande auf die ankommender! Scharen der kleinen Felddiebe. Ammern und Finken, Sperlinge und Lerchen, Drosseln und Stare ergreift er. Gelingt es ihm nicht, die Beute mit dem ersten Stoß zu erfassen, so verfolgt er pfeilschnell den Flüchtling, biegt rasch wie der Blitz selbst um scharfe Ecken und scheut sich nicht, seiner Beute mitten in den Gassen der Dörfer oder in den Gehöften nachzujagen. Allgemeiner Schrecken erfaßt die kleinen Feldvögel, wenn der Sperber sich merken läßt; sie suchen sich in die verborgensten Schlupfwinkel zu retten, und es ist vorgekommen, daß Feldsperlinge aus Angst vor ihm sogar in Mauselöcher ge¬ schlüpft sind. Der schätzbarste Feldjäger für unser Ackerland ist der Mäuseadler oder Bussard. Der Name Bussard bedeutet soviel als Katzenadler und ward dem Vogel gegeben, weil sein Geschrei dem der Katze ähnelt. An Größe gibt er zwar dem Habicht und dem Falken wenig nach, hat aber weniger scharfe Krallen, einen minder kräftigen Schnabel und ist viel träger als diese. Er liebt weniger Treib- und Hetzjagden, wie seine Vettern sie anstellen, sondern begibt sich aus den bequemeren Anstand. Hierzu sucht er sich einen Feldbaum aus und setzt sich aus einem untern Aste zurecht. Dabei zieht er den Kopf zwischen die Schultern, so daß er aussieht wie ein buckeliges braunes Männchen, und schaut dabei mit scharfem Auge über die Felder dahin. Kommt ein vorwitziges Feld¬ mäuschen hervor, das bei Tage einen Spaziergang machen will, so stürzt er sich rasch von seinem Wartturm herab wie ein Raubritter aus alter Zeit. Mit fast lautlosem Fluge streicht er durch die Luft, und mit sicherem Griffe faßt er die Näscherin, ehe sie ihr bergendes Loch wieder erreichen kann. Auch der schwarzpelzige Maulwurf ist nicht sicher vor den Krallen des Bussards. Geduldig beobachtet der Vogel die Arbeit des alten Wühlers und sitzt bewegungslos an dem Gange, an dem der Maulwurf aufzustoßen pflegt. Kaum geschieht dies, so greift auch der Bussard zu und zieht ihn ans Tageslicht. Dem diebischen Hamster tut er ebenfalls wacker Einhalt, und wie ein kühner Ritter kämpft er mutig mit der giftigen Kreuzotter, wo er ihrer ansichtig wird, trotzdem er nicht gegen ihr Gift geschützt ist. Wegen seiner Mäusejägerei schont der Weidmann den Bussard, obgleich er ihm hier und da auch einen jungen Hasen verspeist. Die