373 schwer in Schulden gestürzt, und 1670 trat sie aus der Hansa aus, weil sie die gemeinsamen Kosten nicht mehr erschwingen konnte. Ver¬ schuldung war an Stelle des alten Reichtums getreten, und diesen Augenblick ergriffen die Welfenfürsten. Im Frühjahr 1671 verbanden sie sich gegen die stolze Stadt und rückten mit 20000 Mann vor dieselbe. Nur 220 Mann konnte Braunschweig aus seine weitläufigen Wälle stellen, und als nun die Beschießung begann, da hatte die Stunde der dreihundertjährigen Freiheit geschlagen. Am 12. Juli zogen die Welfen- herzöge, fünf an der Zahl, ein, und die Stadt fiel dem Wolsenbüttler Herrn, Rudolf August, zu. Erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts, als die Herzoge ihre Residenz wieder nach Braunschweig verlegten, nahm die Stadt einen neuen Aufschwung und unter ihrem milden Zepter regen Anteil an dem Wiedererwachen des geistigen Lebens in Deutschland. Abt Jerusalem gründete 1745 das Kollegium Karolinum (jetzt Polytechnikum), eine Anstalt, die einen Kreis von Männern vereinigt hat, ausgezeichnet durch feine Bildung unb nationalen Sinn, von denen mehrere noch heute be¬ kannt sind. Von dem nahen Wolsenbüttel, wo im 17. Jahrhundert Herzog August die an kostbaren Handschriften und Erstlingsdrucken überreiche Bibliothek aufstellte, und wo später Gotthold Ephraim Lessing wirkte, kam ein erfrischender Hauch über Deutschland mit den Schriften dieses Mannes. Im Angotschen Hause zu Braunschweig am Ägidien- markte ist er gestorben, und aus dem Magnikirchhos daselbst liegt er begraben. Kein Ort war wohl passender, sein ehernes Denkmal von Rietschels Künstlerhand aufzunehmen als gerade Braunschweig. Vom prachtvollen Residenzschlosse herab lenkt desselben Meisters herrliche Brunonia ihr Viergespann; vor dem Schlosse erheben sich die von Ho- waldt in Kupfer getriebenen mächtigen Reiterstandbilder der Helden¬ herzöge Karl Wilhelm Ferdinand und Friedrich Wilhelm; auf dem Brunnen des Hagenmarktes steht Heinrich der Löwe, am Gaußberge das Standbild des größten Sohnes Braunschweigs, des Mathematikers Karl Friedrich Gauß, — alles vortrefflich gelungene Bildwerke. Dazu die schönen alten Brunnen, die Denksäulen, das Siegesdenkmal, — wahrlich, in dieser Richtung hat die Heimatliebe der Braunschweiger viel geleistet. Seit der glorreichen Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches regte sich auch in Braunschweig neues, ausblühendes Leben. Die Einwohner¬ zahl stieg sehr rasch, die Anlage ganz neuer Stadtteile wurde nötig, um den großartigen Zuwachs an Bevölkerung unterzubringen, und glücklicherweise machte die Erweiterung des städtischen Weichbildes weit über seine alten Grenzen hinaus um so weniger Schwierigkeiten, als mit dem Abtragen der Festungswerke schon am Ende des 18. Jahr¬ hunderts begonnen war. In gleicher Weise geben zahlreiche große