143 Und spannt in ihrem Wechselspiel sich aus ein Regenbogen, komm ich, entgegen meinem Ziel, darunter hergezogen. Der Bogen ist für mich gespannt, weil ich darunter walle; zu Trägern sind die Berg' ernannt, daß er ans mich nicht falle. Und wo ein Dorf entgegentritt, da hör' ich Glocken läuten. Sie meinen selber mich damit, was könnt' es sonst bedeuten? Sie läuten etwa einer Braut, vielleicht auch einem Toten; ich aber deut' auf mich den Laut: Ein Gruß wird mir geboten. So zieh' ich im Trinmphgesang entlang die lange Straße; und nie wird mir um etwas bang, das ich im Rücken lasse. Wie eines hinter mir entweicht, so kommt gleich her das andre; und nie hab' ich das End' erreicht der Welt, soweit ich wandre. 238. Bia mala. (Hermann Adalbert Daniel.) Eine Alpenstraße zeigt so deutlich wie kein anderes Menschenwerk den dauernden Kampf des Geistes mit der Natur. An: romantischsten ist die Straße über den Splügen, berühmter jedoch diejenige über den großen St. Bernhard. Die erstere, 1821 vollendet, beginnt in weiter Senke bei Thusis am Hinterrhein 709 in hoch. Den mächtigen Gebirgswall, der sich hier vorschiebt, hat der Rhein in einer gewaltigen, fast meilenlangen Spalte durchsägt. Am Eingänge der Schlucht stehen die Ruinen der Burg Hohen- Rätien oder Realt (Hoch-Ryalt), der ältesten Burg der Schweiz. Nur gewandte Fußgänger konnten ehemals neben dem Rheine fortkommen; der Hanptstraßenzug führte über die Höhen. Die Warenzüge des Mittelalters, die Pilger und Kreuzfahrer, die nach dem Süden zogen, die deutschen Kaiser