203 feefüfte begründet waren. Es gelang jedoch 1854, mit Oldenburg, das von jeher ein Herz für die Größe des gemeinsamen Vaterlandes hatte, einen Staatsvertrag abzuschließen, wonach Preußen die Benutzung des Jadebnsens als Kriegshafen überlassen und zur Anlage der notwendigen Einrichtungen ein Stück Land an der westlichen Seite bei Heppens, sowie auch ein kleineres am östlichen Ufer bei Eckwarden abgetreten wurde. Als Entschädigung zahlte Preußen dafür 1500000 M. und ver¬ pflichtete sich gleichzeitig, sowohl verschiedene Kunststraßen, als auch eine Eisenbahn von Minden über Oldenburg nach Heppens zu bauen. Mit dieser Erwerbung war nun zwar ein bedeutender Schritt vor¬ wärts gemacht; aber viel Schwereres blieb noch zu thun übrig. Bei den ersten Erdarbeiten zeigte sich sehr bald, daß der Bau eines Kriegshafens an unserer Nordseeküste ein Unternehmen von den dornenvollsten Schwie¬ rigkeiten sei. Unsere Bautechniker mußten ihre Fähigkeiten ans das äußerste anstrengen uitb alle ihre Thatkraft aufbieten, um die ihnen ge¬ stellte Aufgabe zu lösen. Sie hatten nicht allein mit den ungünstigen Bodenverhältnissen, sondern auch mit den Elementen zu kämpfen. Glaubten sie nach unsäglichen Mühen einen Damm aufgeführt, einen Fangdamm geschlagen zu haben und nun mit dem Mauerwerk beginnen zu können, so zerstörte ein Sturm das mit soviel Not errichtete Werk in einer Nacht. Die von ihm herangewälzten Fluten unterwühlten die Dämme, am andern Morgen trieben Tausende von Pfählen ans dem Wasser und wurden von der reißenden Ebbe in die See hinausgeführt. Viele Monate lang mußten Hunderte von Menschen das Zerstörte wieder aufbauen, um es noch zwei-, dreimal in derselben Weise vernichtet zu sehen. Dazu kamen noch andere erschwerende Umstände. Es fehlte an jeder Verbindung mit dem Hinterlande. Die vorgesehene Eisenbahn, welche die Verbindung mit Preußen herstellen sollte, konnte zehn Jahre lang nicht ausgeführt werden, weil Hannover sich beharrlich weigerte, die Bahn durch die kleine Strecke seines Gebietes legen zu lassen, welche Preußen von Oldenburg trennte. Alle Baumaterialien mußten ans großen Um¬ wegen und mit bedeutendem Zeitverlust entweder den Rhein oder die Weser hinunter zu Wasser an ihren Bestimmungsort geschafft werden. Auch das ungesunde Klima der baumlosen Marschebene trat hinzu, und endlich der Mangel eines guten Trinkwassers. Brunnen gab es dort nicht; sie förderten nur brackiges (mit Salzteilen gemischtes) Wasser zu Tage, und man war lediglich ans das in Zisternen aufgefangene Regen¬ wasser angewiesen. Man sieht, welche Kette von ungewöhnlichen Schwierigkeiten sich dem