267 Was nun thun? Die Ausführung des für notwendig erkannten Baues aufgeben? So rieten einige; aber die Mehrzahl der massgeben¬ den Persönlichkeiten war der Ansicht, dass der Misserfolg lediglich in einer Verkettung widriger Umstände zu suchen, der dem Entwurf zu Grunde liegende Gedanke aber ein durchaus gesunder war. Die Firma Harkort in Duisburg erhielt daher den Auftrag, einen neuen, dem ersten ähnlichen Senkkasten anzufertigen. Schon im Mai 1883 konnte die Ausfahrt des eisernen Unterbaues erfolgen. Nicht ohne Bangen trat das Geschwader die Fahrt an. Da Ebbe war und das Wasser stark nach der See hin ablief, vermochten 4 Dampfer kaum den Senk¬ kasten zu halten. Auf halbem Wege zog ein heftiges Gewitter herauf, wodurch eine mehrstündige Verzögerung eintrat, aber glücklich wurde endlich die Baustelle erreicht. Wieder öffnete man die Ventile, und unter starkem Getöse fasste der Kasten Grund. Durch den Ebbe- und Flutwechsel wurde übrigens in ganz kurzer Zeit so viel Meeresboden weggeschwemmt, dass er sich fast 3 m in den Grund eingrub. Die Arbeiten, die nun folgten, stellten an die Leistungen der Baumann¬ schalt keine geringen Anforderungen, und oft war sie gezwungen, bei Sturm und Finsternis die Flucht weseraufwärts zu ergreifen. Nur langsam gingen, da alles Füllungsmaterial von Bremerhaven durch Segelschiffe herbeigeschafft werden musste, die Tiefersenkung, die Ausmauerung und die Betonierung von statten. Erstere wurde durch 6 Sandgebläse bewirkt, die vermittels Dampfkraft in Betrieb gesetzt wurden. Der Boden, welcher so aus dem Innern des Kastens aus¬ gehoben wurde, bestand anfangs aus grobkörnigem Sand und Muscheln, später kam Steingeröll zu Tage. Mitte Oktober musste die Arbeit eines heftigen Sturmes wegen aufgegeben werden. Das tobende Ele¬ ment hatte aber diesmal nur geringen Schaden angerichtet. Einige noch nicht hintermauerte Platten waren von der Gewalt der Wellen verbogen, aber nicht gebrochen. Zwei unerschrockene Männer, die als Wache auf dem Bauwerk zurückgelassen waren, hatten entsetz¬ liche Stunden ausgehalten, da es oft schien, als sollten sie unter den Wogenbergen begraben werden. Nach einer Unterbrechung von einigen Monaten konnte man mit den Fundamentierungsarbeiten fort¬ fahren, und am 1. Juni 1884 nach einjähriger Arbeit war die Grün¬ dung vollendet. Der Senkkasten war auf die planmäfsige Tiefe von 22 m unter Null heruntergetrieben und ruhte 14 m tief in festem Sande. Der äussere Schutz bestand aus 5000 cbm Senkfaschinen und 600 cbm Felsblöcken. Die ausgezeichnete Witterung förderte die