300 133. Des Kranken Klage. (Karl Gcrok.) Meine Seele wartet auf den Herrn von einer Morgenwache bis zur andern. (Psalm 130, 6.) Sagt, wo wird das Kraut gefunden, sagt mir's doch, ihr Meister, an, davon dieser Leib gesunden, diese Brust genesen kann? Irgendwo doch mußt du's bergen, o allheilende Natur! Wächst es hinter fernen Bergen? Blüht es ans der Heimat Flur? Liegt's in Steiil und Salz verschlossen? Grünt es in der Stailde Saft? Oder kvmmt's als Quell geflossen, was mir Armen Hilfe schafft? Stählst mich du, o Meereswelle, an der Nordsee Sandgestad? Folg' ich dir, o Schwarzwaldqnelle, ins Gebirg zum lauen Bad? Hilft mir Perus Chinarinde? Stärkt mich Islands würzig Moos? Ach, ich frag' in alle Winde sehnsilchtsvoll nnb ruhelos. Wenn mir Nachts die Sinne schwinden, ruf ich noch den Himmel an: Laß mich heut im Traume finden, was mir Armen helfen kann! Doch kein Bögelein vom Baume bringt mein Heilkraut mir herbei, und kein guter Gott im Traume zeigt mir meine Arzenei. Traurig schwinden Tag und Wochen, meine Jugend welkt dahin; und das Heilkraut, ungebrochen muß im fernen Thal verblühn.