226 befand, vor Zorn gegen ihn entbrannt, weil er Hagen entführt hatte. Er rannte mit dem Schwerte auf ihn los und schlug fo gewaltige Hiebe, daß es ein Wunder war, daß Dietrich am Leben blieb. Beide Könige waren stark und voll Mut; ihre Schlüge schollen mächtig durch den Saal, aber der edle Dietrich siegte; er traf Gunter so, daß ihm das Blut durch den Panzer quoll. Dann führte er auch ihn gebunden vor Kriemhild. Diese empfing den Bruder mit höhnischem Gruße. Dietrich sagte zu ihr: „Königin, so edle Ritter hat noch niemand als Geiseln gebracht, tut ihnen um meiner Freundschaft willen Gutes." Darauf ging er weinend von dannen. Aber Kriemhild kannte kein Mitleid, in ihrem Herzen wohnte nichts als Rache. Ergrimmt ging sie zu Hagen und sprach die feindlichen Worte: „Wollt Ihr mir wieder¬ geben, was Ihr mir genommen habt, so sollt Ihr in Eure Heimat zurückkehren." Hagen aber antwortete: „Verloren ist die Bitte, edle Königin; denn ich habe geschworen, daß ich den Nibelungenhort niemand zeige, solange noch einer von meinen Herren am Leben ist." „Nun, so will ich zu Ende kommen!" rief das rachsüchtige Weib. Darauf ließ sie ihrem Bruder Gunter das Haupt abschlagen und trug es zu Hagen. Dieser aber sprach zornig: „Du hast es nun nach deinem Willen zu Ende gebracht; jetzt ist der edle König der Burgunden tot und auch Gernot und der junge Giselher. Niemand weiß jetzt den Schatz als Gott und ich allein, und nimmer sollst du Teufelsweib erfahren, wo er verborgen liegt." Da riß das entsetzliche Weib dem wunden Manne Siegfrieds Schwert aus der Scheide, schwang es mit beiden Händen und schlug ihm das Haupt ab. Als Etzel das sah, klagte er über den tapferen Helden, der von eines Weibes Hand den Tod erleiden mußte; Hildebrand aber schrie: „Das soll ihr nicht ungestraft bleiben, was ich auch erleiden möge!" Damit sprang er auf Kriemhild zu und tötete sie mit einem gewaltigen Schwerthiebe. So lagen nun alle erschlagen; nur Dietrich und Etzel lebten noch und klagten über den Tod so vieler Freunde und Mannen; viele Menschen hatten da Jammer und Not. Mit solchem Leide endete „des Königs hohes Fest". 142. Sagen von Karl dem Großen. I. Wie Karl Schwerter prüft. Von Joseph Buschmann. Sagen und Geschichten. II. Teil. 5. Auflage. Paderborn 1898. S. 159. Gesandte normannischer Könige kamen einst an den Hof Karls des Großen, um ihm als Zeichen der Ergebenheit ihrer Herren Gold und Silber und Waffen zu überbringen.