260 140. Wallenstein vor Stralsund. 1. Mit Hörnergetön in blitzender Wehr vor Stralsunds Wälle zog Friedlands Heer, ringsum längst zwang er die Länder ins Joch, nur Stralsund trotzte, das mächtige, noch; doch eh' noch Kartaunen erdröhnten im Feld, entbot er zu sich die Ratsherrn ins Zelt; die traten gefaßt vor sein Angesicht und zitterten nicht. 2. Der Friedland sprach: „Ihr Herren vom Rat, dem Trotz nun entsagt, bevor es zu spat! Nach Recht und Gesetz ist mein dieses Land, so will es der Kaiser, Herr Ferdinand; drum fügt euch und tut, was der Mächt'ge gebeut, von Gegenwehr laßt und ergebt euch noch heut!" Drauf sprachen die Ratsherrn, getreu ihrer Pflicht: „Das tun wir nicht!" 3. Das Wort, es weckte gar herben Verdruß dem böhmischen Generalissimus, doch zwang er sich und sprach: „Wohlan! geehrt stets hab' ich den tapferen Mann; drum sei euch gelassen der Freiheit Glück, zahlt ihr mir Geldes ein tüchtiges Stück." Die Ratsherrn entgegneten ernst mit Gewicht: „Das haben wir nicht." 4. Da hob sich aufs höchste des Friedlands Groll, an seinen Schläfen die Ader schwoll, er ballte die Faust, und mit grimmigem Mut warf er zur Erde den Feldherrnhut; er nannte die Bürger verruchte Eesell'n, Schurken, Verräter und schnöde Rebell'n. Drauf sprachen die Ratsherrn gelassen und schlicht: „Das sind wir nicht." 5. Sie schieden hinweg, aufnahm sie das Tor; der Friedland indessen, der rasende, schwor: „Und hing es mit Ketten am Himmelszelt, Stralsund, das hohe, das trotzige fällt!" Viel Kugeln verschoß er in grimmigem Haß, bestürmte die Stadt ohn' Unterlaß, er wollte sie strafen mit blutigem Gericht — und nahm sie nicht. Klbert Möser.