319 dem Wüthen des grausamen, erbarmungslosen Schlächters Boukmann ein Ende zu machen. Er drang in dessen Schlupfwinkel vor und hatte auf den Rath Toussaint's seine Anstalten so gut getroffen, daß dem Bösewicht kaum Zeit zum Entrinnen blieb, während seine Räuberbande zum größten Theil niedergemetzelt und gefangen genommen wurde. Kurze Zeit nachher wurde Boukmann mit dem Ueberreste seiner Genossen in der Nähe des Kap Francois geschlagen und getödtet. Er hatte sich bei den Weißen so verhaßt gemacht, daß sein Kopf ans eine Pike gesteckt und öffentlich ans dem Marktplatze der Kapstadt aufgepflanzt wurde, mit der Aufschrift: „Kopf Boukmann's, des Anführers der Rebellen." Biassou wurde jetzt einstimmig von den Schwarzen zum Oberhaupt des Heeres ausgerufen, welches sich bald ans die Zahl von 60,000 Mann belief, die er in der nördlichen Ebene von Hayti zusammengezogen hatte. Doch führte er den Oberbefehl nicht lange. Obgleich er unbezweiselte Talente besaß, so machte ihn doch sein Charakter für den hohen Posten, welchen er bekleidete, völlig unbrauchbar. Er wurde bald nicht minder grausam und blutdürstig, als Boukmann, und dieser Grausamkeiten wegen beraubte man ihn seiner Gewalt, die er auf schändliche Weise mißbrauchte. Kein anderer Neger war aber mehr geeignet, den erledigten Platz auszu¬ füllen, als Toussaint, der sich durch seine Mäßigung, wie durch sein großes Genie vor Allen hervorthat. Doch Toussaint entsagte freiwillig dem hohen Posten und überließ diesen-einem jungen stolzen Neger, Namens Jean Franoois, der sich durch einige glänzende Waffenthaten berühmt,gemacht hatte und wegen seiner Abkunft von einem afrikanischen Fürstenstamme einen großen Anhang unter seinen Landsleuten besaß. Auf solche Weise vermied der kluge und gemäßigte Toussaint einen inneren Zwiespalt, welcher der Sache der Befreiung von den Sklavenketten höchst verderblich hätte werden müssen. Jean Francois wußte die Weisheit Toussaint's bei seinen be¬ schränkten Geisteskräften nur unvollkommen zu würdigen und übergab ihm das Kommando einer Abtheilung der Armee, welcher er die wichtigsten Unternehmungen anvertraute. 4. Der Ruf der Freiheit, der um diese Zeit mächtig an den Ufern der Seine erklang, drang bis zu den Inseln Westindiens und hallte besonders wieder^auf St. Domingo, oder, wie wir die Insel jetzt nennen, auf Hayti. Die Spanier wollten diese Insel den Franzosen abtrünnig machen und riefen die Neger unter ihre Fahnen. Toussaint rieth ab, doch vergeblich; die Versprechungen, welche die Spanier machten, waren für die Schwarzen allzu lockend. Jean Francois wurde zum Ritter und spanischen General¬ lieutenant, Toussaint zum Obersten ernannt und nun der Krieg gegen die französischen Pflanzer mit erneuerter Grausamkeit fortgesetzt. Toussaint war ohne Zweifel der fähigste Kopf in der Negerarmee, aber auch der beste Mensch. Der spanische Marquis Hermona schätzte ihn so überhoch, daß er von ihm sagte: „Der Allmächtige selbst, wenn er vom Himmel