29 Nun künden ihre Trümmer: „Ost stürzt, eh' man's gedacht. Was Menschen mühsam bauten, der Elemente Macht. Nichts dauert auf der Erde; die größte Herrlichkeit, Die in der Zeit entstanden, geht unter in der Zeit." Ad. Bube. 2Kif dem Wege von Ilmenau bis Suhl sehen wir westlich sechs Berge, das ist der Finsterberg, Sachsenstein, Beerberg und Schneekopf und weiter im Westen der große und kleine Dolmar. Der Schleusinger Kreis, zu dem Suhl und Schleusingen gehören, ist ganz von nicht preußi¬ schem Gebiet eingeschlossen. Solche enclavirte, zu unserer Provinz gehörige^Gebiete liegen, östlich hiervon, noch zwei andere kleinere, das eine östlich von Saalfeld, mit Ziegenrück, und das andere etwas südlicher, östlich von Lobenstein und dicht an der Westgrenze des Königreichs Sachsen, mit Gesell. Das list der südlichste Punkt unserer Provinz. — Von Schleusingen gehen wir über Hild¬ burghausen (Meiningisch), das am Südfuß des Gebirges liegt und ein schönes Schloss und in der Nähe eine Burgruine hat, wie denn überhaupt das Thüringer¬ land überreich ist an Bürgen und Schlössern und Ruinen von beiden. Von Hildburghausen könnten wir leicht und schnell nach Coburg kommen, der berühmten Feste, in welcher Luther 1530 wohnte, während die Seinen in Augsburg auf dem Reichstag waren und das Dekenntniss ihres evangelischen Glaubens darlegten vor Kaiser und Reich. Doch lassen wir das für diesmal und wenden uns östlich nach dem schon vorerwähnten (meiningischen) Städtchen Sonneberg. Da wollen wir denn zuerst ein wenig uns umschauen nach den niedlichen Spielwaaren, von denen wir gehört, und es soll euch wohl Freude machen, die Tausende solcher Sächelchen, von denen ihr sonst nur etliche zusammen¬ gehabt, in einem Saal oder Stüblein zusammen zu finden, und zu sehen, wie so viele Hände in rastloser, geordneter, arbeitender Bewegung sind, um zu schaffen, was den lieben Kindern eine Freude machen soll, und wie auch die kleinen Kinder schon Theil haben an der Arbeit und mit dem Pinsel fein und sicher die Schach¬ teln, Laden, Wäglein, Häuslein, Vöglein, Hündchen, Pferdchen, Püppchen und Männchen anmalen, dass es eine Art hat. Und wenn ihr wieder dabeim seid und vergnügt euch mit Brüderlein und Schwesterlein und Gefceundten bei eurem Spielzeug, so denkt auch einmal an das freundliche Sonneberg und die lieben arbeitenden Kindlein, aus deren Händen vielleicht auch eure Spielsachen gekommen sind. Dass aber auch die Kleineren, die uns nicht haben auf unserer Reise be¬ gleiten können, davon ein Andenken haben, wollen wk ihnen etwas von den Sächelchen aussuchen und mitnehmen. Das soll eine Lust werden! 4. Durch das Saalthal. a. Aus jenem Gebirge, das von seinen vielen Fichtenwaldungen den Namen hat, da haben vier wichtige Flüsse ihre Quellen nahe bei einander; das ist die Eger, der Main, die Naab und die Saale. Aber wie es unter den Menschen geht, so machen's auch die Flüsse: kaum sind sie groß und stark geworden, so laufen sie aus einander, über Stein und Fels, durch Flur und Feld, vorbei an Stadt und Dorf, ohne Ruh' und Rast, nehmen, was sie finden auf ihrem Wege, mit sich in ihr Bett und vergessen Mutter und Schwester und Heimath. Die Eger nimmt ihren Lauf nach Morgen, ihr Ziel ist der Elb ström. Der Main geht nach Westen, sein Sebnen ist der schöne Rhein, aber er muss gar lange laufen und gar manches Hemmniss überwinden und gar vielmal sich drücken und krümmen, ehe er zu seinem Ziele kommt. Die Naab geht stracks nach Süden, denn sie will nichts wissen von Rhein und Elbe, sie hat's auf die Donau abgesehen. Die Saale endlich folgt keinem ihrer drei Genossen, sie nimmt ihren Weg in fröh¬ lichem Lauf nach Norden, und vereint sich zwar am Ende auch mit der Elbe, wie ihre Schwester, die Eger, aber es liegt ein so langer Raum von Zeit und Land zwischen dem Ort ihrer Geburt und dem Ausgang, und die Eger hat so lange