200. Das makedonische Reich. 269 200. Das makedonische Reich. Zu einer Zeit, als die Griechen sich unter einander selbst bekriegten, regierte in dem nördlich von Griechenland gelegenen Macedonien der König Philipp, welcher in seiner Jugend in Griechenland erzogen worden war und dort die Schwächen der Griechen erkannt hatte. Nachdem er auf den Thron ge¬ langt war, vergrößerte er sein Reich durch die Eroberung der nördlich gelegenen Länder und suchte auch Griechenland zu unterjochen, dessen unaufhörliche Zwistigkeiten ihm hierbei sehr zu statten kamen. Vergebens machte der berühmte Redner Demosthenes die Griechen auf die drohende Gefahr aufmerksam. Erst, nachdem Philipp einige griechische Stämme besiegt und unter¬ worfen hatte, gingen ihnen die Augen auf. Allein nun war es zu spät. Sie griffen zu den Waffen, wurden aber von Philipp besiegt, der sich nun zum Oberfeldherrn der Griechen ernennen ließ. Philipp rüstete sich sodann zu einem Feldzuge gegen die Perser, wurde aber vor Ausführung desselben ermordet. Sein erst 20jähriger Sohn Alexander folgte ihm 336 v. Chr. in der Regierung und wurde Gründer des macedonischen Weltreichs. Alexander, später der Große genannt, zeichnete sich schon als Knabe durch Kühnheit und Drang nach großen Thaten aus. Einst ward seinem Vater ein prächtiges, aber sehr wildes Streit¬ roß für den ungeheuren Preis von 13 Talenten (60000 Mark) angeboten. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst an dem¬ selben, jedoch keinen ließ es aufsitzen. Der König befahl, das Tier wegzuführen, weil es doch kein Mensch gebrauchen könne. Da bat Alexander, daß man ihn einen Versuch machen ließe. Mit stolzer Zuversicht näherte er sich dem Pferde, ergriff es beim Zügel und führte es gegen die Sonne; denn er hatte bemerkt, daß es vor seinem eigenen Schatten scheute. Dann streichelte und liebkoste er es und ließ heimlich seinen Mantel fallen. Ein Sprung jetzt, und der Jüngling sitzt oben. Pfeil¬ schnell fliegt das Pferd mit ihm dahin! Philipp und alle Um¬ stehenden zittern für das Leben des Kühnen. Wie er aber frohlockend umlenkt und das Roß bald rechts, bald links, so ganz nach Willkür tummelt, als sei es das zahmste Tier von der Welt, da erstaunen alle. Philipp weinte vor Freuden und umarmte Alexander mit den Worten: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich, Macedonien ist zu klein für dich! Als nian dem Alexander einst einen neuen Sieg seines Vaters meldete, rief er wehmütig aus: „Mein Vater wird mir nichts mehr zu thun übrig lassen." Nachdem er auf den Thron gelangt war, ließ er sich, wie sein Vater, zum Obecseldherrn der Griechen erwählen, unternahm dann einen Kriegszug nach Asien, eroberte Persien, Syrien, Palästina und Ägypten und drang sogar mit seinem Heere bis nach Indien vor. Mitten