167 l / ' 15. Die Singvögeln». Die Sonne scheint mit jedem Tage wärmer. Schon schmilzt der Schnee. Der Winter nimmt Abschied. Die Hecken und Bäume knospen. Der Stachelbeerstrauch treibt seine Blätter. Die Saat auf dem Felde wird immer grüner und buschiger. In den Gärten und auf dem Felde regen sich viele hundert fleißige Hände. Die Meise pfeift dem Bauer zu: Spitz' die Schaar! Spitz' die Schaar! Der Buchfinke schlägt: O, wie wohl ist mir im Freien! Die Schwalbe zwitschert: Wie ich weg ging, wie ich weg ging, war Küche, Keller, Scheuer voll; wie ich wieder kam, wie ich wieder kam, war Alles gefressen leer! Und überall steigen Lerchen aus der grünen Kornsaat zum blauen Himmel hinauf. Der Klang ihrer wirbelnden Lieder ergötzet den ackernden Landmann. ES wird nichk lange dauern, so kommen auch die Amseln, Drosseln und Nachtigallen. Aber dann wird erst überall, ja überall, in den Gärten, wie im schattigen Wald, auf dem Feld und auf den blumigen Wiesen aus tausend und tausend Kehlen ein frohes, liebliches Lustgctön erschallen! Es sind dieß lauter Lob- und Danklicder, die sie dem gütigen Schöpfer darbringen. 16. Die Nachtigall. Wenn der Schnee hinweggethaul ist von den Bergen und Feldern, wenn der Schwarzdorn dafür schneeweiß blüht, wenn die Weiden kleine, weiche Kätzchen tragen und wenn Schlüsselblumen im grünen Grase blühen, dann ertönt aus dem Gebüsche ein herr¬ licher Gesang in die Abendstille hinein. Kräftige Töne, voll und durchdringend, erschallen bald schmetternd, bald sanft und klagend, den Flötentönen ähnlich. Wer singt so schön? Es ist dieß die Nachtigall dort, der kleine bräunliche Vogel. Das glatte Thierchen mit dem unschuldigen Auge, das so sorglos auf dem Zweige sitzt — das singt so stark und so lieblich. O, wer hat diese herrlichen Töne in des Vögleins kleine Kehle gelegt? Wer ist sein Lehr¬ meister gewesen? Seht, dort hat der Sänger sein Nest. Aus dürren Blättchen, aus Moos und Halmen ist'S gebaut, und vier grünlich-braune Eier liegen darin. Rühret die Eicrchcn nicht an,