154 mit dem Stabe, und sogleich stand die Freundin vor ihr. Voller Freude zauberte sie noch elf von ihren besten Bekannten herbei, und nun war sie fröhlich. Aber da die Freundinnen doch eigentlich nur Rüben waren, wurden sie bald welk und starben. Da war die Prinzeß wieder betrübt. Obgleich der Berggeist immer neue Rüben herbeischaffte, die sie in ihre Freundinnen verwandelte, blieb sie doch traurig und bat ihn beständig, sie zu ihren Eltern zurückzubringen. Das tat er aber nicht, sondern verlangte unaufhörlich, sie möchte seine Gemahlin werden. Da ersann sie eine List. Sie zauberte ein Vöglein herbei. Das schickte sie mit einem Briefe an ihren Bräutigam, der ein reicher Fürstensohn war. Der sollte sie nach drei Tagen an einem bestimmten Orte erwarten. Dann stellte sie sich freundlich zu dem Berggeiste und sagte: „Ich will deine Gemahlin werden; aber erst mußt du die Rüben, die du neulich auf dem großen Felde für mich gesät hast, genau und richtig zählen.“ Dazu, meinte sie, würde der Zauberer lange Zeit gebrauchen. So war es auch. Er verzählte sich oft und mußte immer wieder von vorn anfangen. Endlich hatte er richtig heraus, wieviel Rüben auf dem Felde standen. Er eilte nach dem Schlosse; aber — die Prinzessin war fort über alle Berge. Sie hatte sich aus einer Rübe ein schneeweißes Roß gezaubert und war entflohen. Der Zauberer schaute in seinen Zauberspiegel und erblickte die Prinzessin, von einem Ritter begleitet, in weiter Ferne. Schnell zog er seine Siebenmeilenstiefel an und eilte ihr nach. Aber die Flüchtlinge waren schon über die Grenze des Gebirges; dahin reichte die Macht des Berggeistes nicht. Ärgerlich und beschämt ging er zurück in sein Schloß; dort fand er einen Zettel, auf dem geschrieben stand: „Melde mir bald der Rüben Zahl!“ Seit jener Zeit ist „Rübezahl“ zum Namen des Berggeistes geworden. 158. Me Rübezahl das Vertrauen belohnt. Von F)crmann Kletke Das Buch vom Rübezahl. Breslau 1852. 8. 43. «inst reiften zwei arme Gesellen über das Riesengebirge. Als nun die beiden in trübseligen Gedanken über ihre Not so dahinwanderten, sahen sie eine prächtige Kntsche herankommen. Sie dachten, daß wohl ein vornehmer Herr darin sitze, der für ihre Armut eine kleine Gabe übrig habe, eilten hinzu und baten demütig um einen Reisepsennig.