178 deck' dich, einen Goldesel und dergleichen, lauter gute Dinge, die ich nicht verachte; aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich mir erworben habe und mit mir da in meinem Sack führe." Der Wirt spitzte die Ohren. Was in aller Welt mag das sein? dachte er, der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt; den sollte ich billig auch noch haben; denn aller guten Dinge sind drei. Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast auf die Bank und legte seinen Sack als Kopfkissen unter. Der Wirt, als er meinte, der Gast läge in tiefem Schlaf, ging herbei, rückte und zog ganz sachte und vorsichtig an dem Sack, ob er ihn vielleicht wegziehen und einen andern unterlegen könnte. Der Drechsler aber hatte schon lange darauf ge¬ wartet; wie nun der Wirt eben einen herz¬ haften Ruck tun wollte, rief er: „Knüppel, aus dem Sack!" Alsbald fuhr das Knüppelchen heraus, dem Wirte auf den Leib und rieb ihm die Nähte, daß es eine Art hatte. Der Wirt schrie zum Er¬ barmen; aber je lauter er schrie, desto kräftiger schlug der Knüppel ihm den Takt dazu auf dem Rücken, bis er endlich erschöpft zur Erde fiel. Da sprach der Drechsler: „Wo du das Tischchen deck dich und den Goldesel nicht wieder herausgibst, so soll der Tanz von neuem an¬ gehen." „Ach nein," rief der Wirt ganz kleinlaut, „ich gebe alles gerne wieder heraus; laßt nur den verwünschten Kobold wieder in den Sack kriechen." Da sprach der Geselle: „Ich will Gnade für Recht ergehen lassen, aber hüte dich vor Schaden!" Dann rief er: „Knüppel, in den Sack!" und ließ ihn ruhen. Der Drechsler zog am andern Morgen mit dem Tischchen deck dich und dem Goldesel heim zu seinem Vater. Der Schneider freute sich, als er ihn wiedersah, und fragte auch ihn, was er in der Fremde gelernt hätte. „Lieber Vater," antwortete er, „ich bin ein Drechsler geworden." „Ein kunstreiches Handwerk," sagte der Vater; „was hast du von der Wanderschaft mitgebracht?" „Ein kostbares Stück, lieber Vater," sprach der Sohn, „einen Knüppel in dem Sack." „Was," rief der Vater, „einen Knüppel? Das ist der Mühe wert! Den kannst du Zeichnung von Ludwig Richter.