— 81 Je dichter die Wohnungen hei einander liegen, je grösser und volkreicher also die Städte sind, desto wichtiger ist es, nicht bloss der Bequemlichkeit und Annehmlichkeit, sondern auch der Gesundheit wegen auf vorsichtige Beseitigung des Abfalls zu achten. In einem geregelten Haushalt sieht man aber nicht allein darauf, dass alles Unangenehme möglichst beseitigt wird, sondern man sucht dasselbe auch soviel als thunlich noch zu verwerten. Heutzutage linden noch viele Dinge Benutzung, die ehedem nur auf den Schutthaufen oder in die Düngergrube wanderten. Täglich liefert die Küche dem Haushunde eine Anzahl Knochen, an denen derselbe seine Zähne versucht. In grösseren Orten beschäftigen sich zahlreiche Leute damit, dergleichen Knochen, von denen der Hund nichts mehr wissen mag, anzukaufen und zu sammeln. Die grössten und schönsten derselben kommen in Fabriken, in denen sie gereinigt, gebleicht und zu Messergriffen, Pianofortetasten u. dergl. umgewandelt werden. Die geringeren Stücke werden entweder zur Herstellung von Phosphor benutzt, oder es wird aus ihnen durch Glühen Beinschwarz gemacht. Die übrigen gelangen in der Gestalt von Knochenmehl als geschätztes Düngemittel in die Hände des Landmanns. Mancher Knochen mag in der Form einer zierlich geschnitzten Brosche, ein andrer in Gestalt von Streichhölzchen oder Glanzwichse in die Haushaltung wieder zurückkehren, aus welcher er entfernt ward. Aus Kalb - füfsen wird ein Öl gewonnen, das bei der Lederbereitung Ver¬ wendung findet, und ein ähnliches Öl, welches man aus Schaf¬ füssen macht, dient beim Bereiten von mancherlei Haarölen. Das Blut geschlachteter Tiere wird als Mittel zur Herstellung- tierischer Kohle hochgeschätzt, da es sich als Entfärbungsmittel unübertrefflich zeigt. Es dient in Form von Kohlenpulver zum Reinigen des Zuckers, ebenso wird aus Knochen ein Klebstoff für Färber und Tuchmacher hergestellt. Lederstückchen und Pergamentfetzen wandern in die Küche des Leimsieders. Fischschuppen werden zu Perlen, zu Armbändern und Ornamenten umgewandelt, Fischaugen ver¬ wandeln sich sogar in den Händen der Blumenmacher zu unent¬ wickelten Blütenknospen. Alte Tuchläppchen und wollene Lumpen, mit denen man früher kaum mehr etwas anzufangen wusste, als schlechtes LÖSCh- iStn ft und Tews, Lesebuch f. M. III. 6