287 der Lenz ist hin, die Schwalbe schwingt die Flügel der Heimat zu, weit über Thal und Hügel, sie hält kein Jägergarn, kein Vogelleim — ich möchte heim. 4. Ich möchte heim; trug man als kleines Kindlein mich einst zu Spiel und Schmaus: ich freute mich ein leichtes, kurzes Stündlein, dann war der Jubel aus; wenn sternhell noch der Brüder Auge blitzte, in Spiel und Lust sich erst ihr Herz erhitzte, trotz Purpuräpfeln, goldnem Honigseim — ich möchte heim. 5. Ich möchte heim; das Schifflein sucht den Hafen, das Bächlein läuft ins Meer, das Kindlein legt im Mutterarm sich schlafen, und ich will auch nicht mehr; manch Lied hab' ich in Lust und Leid gesungen, wie ein Geschwätz ist Lust und Leid verklungen, im Herzen blieb mir noch der letzte Reim: ich möchte heim. ' Karl Gerok. 2. „Wenn deine Lieben von dir geh'n." 1. Wenn deine Lieben von dir geh'n, blick auf in deinen Thränen! Gott will, du sollst gen Himmel seh'n und dich nach oben sehnen. 2. Und schied er durch des Todes Hand dich von den Lieben allen, so wirst du nach dem Vaterland nur um so leichter wallen. 3. Ein Pilger gehst du durch die Welt, die Heimat aufzufinden bricht ab der Tod dein Wanderzelt, wird all dein Kummer schwinden. 4. Die letzten Thränen sind geweint, nichts kann dich mehr betrüben, du bist auf Ewigkeit vereint mit allen deinen Lieben. Julius Sturm. 3. Der alte Schiffer. In Berlin war's, an einem Weihnachtsheiligabend, daß ein großes, blondes Weib nach dem „Prediger bei den Soldaten" fragte. Sie schaute mich an, und als sie die weißen Haare sah, sagte sie: „Ja, Sie sind der alte Herr, den er meint." Ich wußte noch immer nicht, was sie wollte. Endlich sagte sie: „Wir sind Schiffersleute aus Litauen und fahren hierher