384 Die Stammburg dieses berühmten Kaisergeschlechtes wurde zur Zeit der Bauernkriege im Jahre 1525 zerstört und ist seitdem nicht wieder errichtet worden. Nur ein kleiner Mauerrest be¬ zeichnet die Stelle, von der einst die stolze Burg weit in die Lande hinabschaute. Einige alte, mit Moos überzogene Eichen in dem düstern Walde unterhalb des Dorfes Hohenstaufen sind wohl die letzten lebenden Zeugen aus der glanzvollen Zeit des hohenstaufischen Geschlechtes. Das Bergschloß auf dem Hohenzollern ist die Wiege des jetzigen deutschen Kaiserhauses. Vor mehr als acht Jahrhunderten wurde diese Burg von einem Grafen von Zollern erbaut. Gar mancher streitbare Held ist von dort herabgestiegen oder hat in fehdereicher Zeit hinter den starken Mauern Schutz gefunden. Südlich von dem ehemaligen Fürstensitze Hechingen erhebt sich der waldige Berg zu einer Höhe von 865 m. Den Gipfel bildet ein Kalkfelsen, dessen Seiten senkrecht abgeschnitten sind. Ein einziger steiler Pfad führt zu dem Felsenschlosse hinauf. Der Zugang war früher durch neun starke, mit Eisen beschlagene Tore verwahrt. Haben wir das letzte Tor durchschritten, so breitet das Innere der Burg sich vor uns aus. 2. Der Anblick überrascht durch die Großartigkeit und Mannig¬ faltigkeit der Bauwerke. Die Reihe derselben beginnt mit einer im altdeutschen Stile erbauten Kirche. An diese schließt sich eine stattliche Kaserne an, welche die Inschrift trägt: „Adlerhorst auf Bergeskron’, Zollerns Stamm auf Preußens Thron.“ Die Schlo߬ gebäude liegen im Halbkreise und sind mit vier stattlichen Türmen und einer alten Warte geschmückt. Den inneren Teil des Schlosses nehmen hohe, geräumige Säle und Zimmer ein. Unter einer alten Burgkapelle befindet sich die Fürstengruft. In der Mitte des Burg¬ hofes breitet eine uralte Linde ihre riesigen Äste aus. Die Burg hatte keinen Brunnen mit lebendigem Wasser; ein großer, 8-9 m tiefer Kessel in einer gemauerten Grube fing die abgeleiteten Traufen der Dächer auf und versah so die Bewohner mit Regen¬ wasser. An den Burghof schließt sich der Burggarten an. Zu Anfang des 15. Jahrhunderts wurde auch diese alte Grafen¬ burg zerstört und blieb lange in Trümmern liegen, so daß sie am Ausgange des 18. Jahrhunderts dem gänzlichen Verfalle nahe war. Als aber im Sommer 1823 der Kronprinz von Preußen, der nach- herige König Friedrich Wilhelm IV., einen Abend auf dem Schlosse seiner Ahnen verlebt hatte, wurden bald Anstalten getroffen, die Gebäude zu erneuern und in wohnlichen Stand zu setzen. Seit¬