238 5. Set, Kaiser Wilhelm, hier lang' deines Volkes Zier, der Menschheit Stolz! Fühl' in des Thrones Glanz die hohe Wonne ganz, Liebling des Volks zu sein! Heil, Kaiser, dir! 150. ñus äem Leben äer äeulscben Kaiserin. Von ñlbert 6rnk1. Deutsches Lesebuch für Höhere Mädchenschulen. Band II. Leipzig u. Berlin 1909. 8. 144. Cs war im Jahre 1888. Weihnachten, das Fest der Wonne und des Kinderjubels, war wieder gekommen. Überall, in Hütten und Pa¬ lästen, glänzte der Weihnachtsbaum und verkündete mit seinen strahlenden Kerzen die alte frohe Botschaft: „Freuet euch, denn euch ist heute der Heiland geboren!" Auch in dem Elisabeth-Kinderhospital in Berlin war der Weihnachtsmann eingekehrt. In dem großen Saale der Anstalt waren lange Tische aufgestellt, auf denen mehrere Weihnachtsbäume brannten. In langen Reihen waren die Geschenke für die armen, kranken Kinder aufgebaut. Diejenigen Kinder, die schon in der Genesung waren, standen oder saßen um den gedeckten Tisch herum, die anderen lagen in ihren Betten. Die sonst so bleichen Wangen der Kleinen waren vor Freude ge¬ rötet, die Augen strahlten fast noch heller als die Weihnachtskerzen; vergessen waren Krankheit und Schmerzen. Als die feierlichen Klänge des Weih¬ nachtsliedes: „Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich" — verrauscht waren, durften die glückseligen Kinder ihre Geschenke in Empfang nehmen. Wer aber unter all den vornehmen Frauen und Männern, die in großer Anzahl im Saale waren, war der gute Engel, dem die armen, heute so glücklichen Kleinen ihre Weihnachtsfreude verdankten? Die deutsche Kaiserin Auguste Viktoria war es, jene Frau, die sich dort mitten unter den Kindern befand, jene Frau, deren Auge ebenso freudig glänzte wie das der Kinder. Seit Jahren schon stand das Elisabeth-Kinderhospital unter ihrem besonderen Schutze, und seit Jahren empfingen die armen Kinder ihre Bescherung aus der gütigen Hand der edlen Kaiserin. Dort steht ein kleines Bübchen, das unter seinen Geschenken auch ein Bilderbuch entdeckt hat. Er schlägt es auf, eilt auf die Kaiserin zu.