119. Richard Löwrnhrr; und der Ar;t. 1. Im Christenlager ist's vor Askalon. Die Lüfte glühn. Die Fähnlein wehen nicht. Kaum irrt ein Hufschlag durch das Flitterlicht des Mittags. Und das Land? Gebrannter Ton. Nur dort und hier der Wachen müder Tritt, die vor der Edlen Zelt nach Schatten dürsten, und mürrisch nur der Dienstmann eines Fürsten mit scheuer Frage: ob der König litt. 2. Da hört man fernher fremde Klänge gehn, da flattert bunte Seide durch den Tag, imb durch das Lager hallt's wie Paßgangschlag VON Dromedaren. — „Was! der Sarazen?" — „Der Sultan nicht! Ein Arzt, der: er bestellt. El Hakim ist's, der alle Krankheit wendet." — „Ein Arzt — vom Feind dem siechen Feind gesendet? Das heiß ich toll!" — „Ich edel!" — „Sieh, er hält. 3. Der Maure steigt vom Tier und neigt sich tief vorm Zelt, darauf des Königs Wappen weht. Die Wachen flüstern, und der Weise steht. Das Zelt ist dämmrig. „Horch, der König rief: Was ist's?" — „Ein Arzt, von Saladin gesandt, — den Gott verdamme — daß er Lindrung schaffe." „Führt ihn herein!" — Ein Strahl von der Karaffe in seiner Hand fällt an des Zeltes Wand. 4. „Sire, unsres Königs Leben ist ein Gut, das unersetzbar — „Schweig! Nun, Fremder, sprich! Mein edler Feind, der Sultan sendet dich?" Der andre neigt sich still. „Wild pocht mein Blut." Bonn Königszelt verstummt der Stimmen Schall. „Ans Werk, ans Werk, El Hakim, ohne Zagen!" Der Weise prüft des Pulses hartes Schlagen und träufelt von dem Trank in das Kristall. 5. Er greift die Schale — „Halt! Gib deine Hand, daß ich auch fühle, wie dein Herzblut rinnt!" — Der Maure reicht sie. Dämmerstille spinnt im Königszelt. Es knirscht kein Körnlein Sand.