291 traktiert werden — Wildbretbraten, Geflügel wie Sand am Meer — es soll eben pompös hergehen. Lieber Sohn! Da fällt mir nun ein unter¬ täniger Zweifel ein, ob dieser Brief auch wohl in Deine Hände kommen möchte; ich weiß nicht, wo Du in Nom wohnst — Du bist halb inkognito, (wie Du schreibst), wollen das Beste hoffen. Du wirst doch, ehe Du kommst, noch vorher etwas von Dir hören lassen, sonst glaube ich, jede Postchaffe brächte mir meinen einzig geliebten — und betrogene Hoffnung ist meine Sache gar nicht. Lebe wohl, Bester! Und gedenke öfters an Deine treue Mutter Elifabetha Goethe. 3. Briefe Schillers an feine Schwester Chriftophine* Schillers Briefe. Herausg. ?on Fritz Jonas. Stuttgart, Leipzig, Berlin, Wien o. J. 4. Bd. 8. 444, 6. Bd. 8. 382. 1. Jena, den 25. April 1796. Du wirst nun auch erfahren haben, liebste Schwester, daß Luise ernstlich krank geworden und unsere arme, liebe Mutter alles Trostes be¬ raubt ist. Verschlimmerte es sich mit Luise oder gar auch noch mit dem lieben Vater, so wäre die arme Mutter ganz und gar verlassen. Der Jammer ist unaussprechlich. Kannst Du es möglich machen und glaubst Du, daß Deine Kräfte es aushalten, so mache doch ja die Reise dorthin. Was sie kostet, bezahle ich mit Freuden; Reinwald könnte Dich ja be¬ gleiten oder, wenn er das nicht wollte, so lange zu mir kommen, wo ich brüderlich für ihn sorgen würde. Überlege, meine liebe Schwester, daß Eltern in solcher bedrängten Lage den gerechtesten Anspruch auf kindliche Hilfe haben! Gott, warum bin ich jetzt nicht gesund — und so gesund, als ich es bei der Reise vor drei Jahren war, ich hätte mich durch nichts abhalten lassen hinzueilen. Aber daß ich über ein Jahr fast nicht aus dem Hause gekommen, macht mich so schwächlich, daß ich entweder die Reise nicht aushalten oder doch selbst krank bei den guten Eltern hinfallen würde. Ich kann leider nichts für sie tun als mit Geld helfen, und Gott weiß, daß ich das mit Freuden tue. Bedenke, daß die liebe Mutter, die sich bisher so standhaft gezeigt, endlich unter so vielen Leiden zusammenstürzen muß. Ich kenne Dein kindliches, liebevolles Herz; ich kenne die Billigkeit und Rechtschaffenheit meines Schwagers. Beide werden Euch lehren, besser als ich, was unter diesen Umständen nötig ist. Grüße ihn herzlich! Dein treuer Bruder Schiller. 19*