Zweiter Teil. Aus der Geschichte des deutschen Volkes. I. Neues Leben. 79. Über -en Groszen Aurfürsten. von Raiser Wilhelm II. (Nebe bei der Enthüllung des Denkmals für den Großen Kurfürsten in Kiel am 20. Juni 1901.) Zerstampfte Saaten, verwüstete Fluren, niedergebrannte Dörfer, Krankheit, Not und Elend, so sah es in der sandigen Mark aus, als der im ersten Jünglingsalter stehende junge Kurprinz durch den plötz¬ lichen Tod seines Vaters an die Spitze der Negierung berufen wurde. Fürwahr, keine beneidenswerte Erbschaft, eine Nufgabe, die eines ge¬ reiften, ausgewachsenen, mit allen Verhältnissen vertrauten Mannes be¬ durft hätte und für ihn fast zu schwer gewesen wäre! Unverzagt trat der Jüngling an diese Nufgabe heran, und mit wunderbarer Geschick¬ lichkeit gelang es ihm, dieselbe zu lösen. Mit eiserner Energie, das Ziel vor Bugen, das er sich einmal gesetzt, durch nichts sich ablenken lassend, hat der Kurfürst sein Land emporgehoben, gestärkt, seine Bevölkerung wehrhaft gemacht, seine Grenzen vom Feinde gesäubert und sich bald eine Position erworben, daß ihm die Mitwelt und zumal seine Gegner noch bei seinen Lebzeiten den Beinamen des Großen gegeben haben, ein Beiname, der sonst nach schwerem, verantwortungsvollem Leben dem Herrscher nach dem Tode von seinem dankbaren Volke bei¬ gelegt wird.