Ausruhen und Wiederkäuen schnell bereitet. In einem anstoßenden Stalle stehen unangebunden die Kälber, denen süße Milch zum Trinken gereicht wird. Etliche Fohlen harren in einem andern des Hinausführens auf die Weide. Am unruhigsten erwarten die Schweine die Fütterung. Sie grunzen und quieken erwartungsvoll, und ungestüm stürzen sie sich auf ihre Tröge, die jetzt eine Magd mit einem Gemengsel von frisch geschnittenem Klee und geschrotetem Getreide füllt. Auf dem Hofe lärmt, flattert und hastet indes das freigelassene Volk der Hühner, Enten und Gänse. Auch Tritt- und Perlhühner mischen sich dazwischen, und hoffärtig stolziert ein Pfau daher. Ihnen allen wird nun auch das erste Futter gereicht. Es sind Küchenabfälle und ein Kasten voll Getreide, das mit vollen Händen unter die lärmende, unruhige Schar gestreut wird. Das alles haben wir uns nur so nebenbei angesehen; wichtigere Sachen spielen sich indessen um uns aus dem Hofe ab. Schon um 6 Uhr zogen aus dem breiten Tore die stattlichen Pferde, zu je zwei oder drei zur Pflugarbeit mit Pflügen, Walzen, Eggen und Sämaschinen hinaus. Auch einige Ochsengespanne schreiten bedächtig zur Feldarbeit. Es sind schwere, grauweise Tiere mit weitgebogenen Hörnern. Seine 1000 Mark kostet ein Joch solcher Ochsen. Zur selben Zeit führt ein Knecht zwei Doppelgespanne kräftiger Pferde aus dem Stall. Bald sind sie an die Stangen eines Göpelwerks gespannt, das vor der Scheune offen auf dem Hofe steht. Ein ermunternder Zuruf und Antrieb, und die Gäule setzen sich l-angsam in Bewegung. Zugleich tönt aus der Scheune das dumpfe Geheul der Dreschmaschine, die das Göpelwerk in Bewegung setzt. Geschäftig stehen droben auf dem Boden der Scheune Arbeiter und Arbeiterinnen und werfen die körnerschweren Garben in den Dreschkasten. Unten aber quillt und drängt sich das gedroschene Stroh in wirren Massen hervor. Schnell wird es gerafft, zu Bündeln geschnürt und aufgeschichtet, während unter diesem Auslaß für das Stroh aus einem zweiten engeren die gold¬ gelbe Körnerfrucht, untermischt mit lockerer Spreu, hervorrollt. Neben den großen Dampfmaschinen draußen auf dem Felde sind solche, die durch Pserdekrast bewegt werden, doch auch noch allenthalben im Betriebe. Schnell kann mau mit ihnen jederzeit das bcnötigte Saatgut zur Herbst¬ bestellung dreschen unb die Pferde und Arbeiter beschäftigen, wenn plötz¬ liches Regenwetter einsetzt oder ivegen des Schnees und Frostes im Winter die Arbeit draußen ans dem Felde ruht. So kann dann ein Teil der Arbeiter das ganze Jahr hindurch auf dem Gutshof verbleiben. Durch den Gemüsegarten und den Baumhof wenden wir uns den Arbeitsstätten auf dem Felde zu. Ersterer prangt nun im Schmuck bunter Teutsches Lesebuch sür Mittelschulen. IV. 10