von allen Seiten erscholl der Zuruf: „Es lebe der König! Es lebe Friedrich der Große!" Der König war ernst und tief bewegt; er grüßte nach allen Seiten, sprach mit allen, die seinem Wagen nahe kamen, und bemühte sich sorglich, die Zudrängenden vor Schaden zu behüten. Den Abend, die ganze Nacht hindurch war die Stadt festlich beleuchtet. Tausend verschiedenartige Sinnbilder waren an den Fenstern aufgestellt, fast an allen Häusern las man die Inschrift: Vivat Fridericus Magnus! Bis zum Morgen zog das Volk jubelnd umher, Freudenschüsse erschollen rings durch die Straßen. Friedrich war am Abend in Gesellschaft seiner Brüder in die Stadt gefahren, um noch einmal den Jubel seines Volkes in Augenschein zu nehmen. Doch hatte er dabei ein besonderes, schmerzlich teures Geschäft im Sinn. In einem abgelegenen Gäßchen ließ er den Wagen halten, trat in ein Haus und stieg die engen Treppen empor. Dort wohnte sein alter, treuer Lehrer Dühau. Der Greis hatte nicht zu ihm kommen können; denn die letzte Krankheit hielt ihn an sein Lager gefesselt. Friedrich trat an das Bett des Sterbenden. „Mein lieber Dühan," sprach er, „wie schmerzt es mich. Sie in diesem Zustande zu finden. Wollte Gott, ich konnte etwas zu Ihrer Wiederherstellung und zur Linderung Ihrer Leiden tun. Sie sollten sehn, welche Opfer Ihnen meine Dankbarkeit mit Freuden bringen würde." Dühan antwortete: „Ew. Majestät noch einmal gesehen zu haben, ist der süßeste Trost, der mir zu teil werden konnte. Nun wird mir das Sterben leichter werden." Er machte eine Bewegung, die Hand des Königs zu ergreifen und zu küssen. Friedrich ließ es nicht zu, sagte ihm im tiefsten Schmerze Lebewohl und eilte fort. Am folgenden Morgen starb Dühan. ir. Der Alliierte. Von Mei-ner Rahn. Hans Joachim von Zieten. Berlin 1878. 8. 107. Vj|?äi)iceni) des Siebenjährigen Krieges hatte Friedrich nicht allein mit den Österreichern, sondern auch mit den Russen, Franzosen, Schweden und den deutschen Reichsfürsten zu kämpfen. Die Übermacht seiner Feinde brachte ihn mehrmals in die schwerste Bedrängnis. Im Jahre 1761 standen ihm in Schlesien 60 000 Österreicher gegenüber, und ein Heer von 70 000 Russen rückte heran, um sich mit diesen zu verbinden; Friedrich aber hatte kaum 50 000 Mann. Drei Monate lang wußte Friedrich durch kluge Stellungen, die er bald den Russen, bald den Österreichern gegenüber einnahm, zu ver¬ hindern, daß sie sich vereinigten. Endlich am 17. August geschah es doch. Der König verzweifelte, sich hier noch einmal durchschlagen zu können. Er verschanzte sich fest beim Dorfe Bunzelwitz vor Schweidnitz.