229 8. „Wer lehrte dich, mein Kindlein, dies Gebet?“ „Die Mutter heißt mich’s beten früh und spät.“ 9. „Nun mein’ ich aber, daß kein Leid geschieht dem Mann, für den zu Gott ein Kindlein spricht.“ 9. Der Schmied. 1. Am Ufer drüben seh’ aus einem Schlot ich lust’ge Funken wirbeln purpurrot, 2. und Schmied und Amboß kommt mir in den Sinn, davor ich einst erstaunt gestanden bin. 3. Als ein vom Weg Verirrter macht’ ich Halt: Es war um Mitternacht im schwarzen Wald. 4. Ein riesenhafter Schmied am Amboß stand und hob den Hammer mit berußter Hand. 5. Zum ersten schlug er nieder, daß es scholl ringsum im mächt’gen Forst geheimnisvoll, 6. und rief: „Mach, erster Streich, den Teufel fest, daß ihn die Hölle nicht entfahren läßt!“ 7. Den Hammer er zum andern Male hob, den Amboß schlug er, daß es Funken stob, 8. und schrie: „Triff du den Reichsfeind, zweiter Schlag, daß ihn der Fuß nicht fürder tragen mag!“ 9. Den Hammer hob er noch zum dritten Mal, der niederfuhr wie blanker Wetterstrahl, 10. und lachte: „Schmiede, dritter, du die Treu’ und unsre alte Kaiserkrone neu!“ 10. Das fallende Laub. 1. Heut klang ein Beil den ganzen Morgen laut und bis zum Abend fort. Der Schaffner baut. 2. Ein Vordach nur, doch möcht’ ich’s gerne sehn, ist’s doch ein Werden, ist’s doch ein Entstehn! 3. Da war ein Zimmrer, der es wacker trieb und seinen Balken säuberlich behieb. 4. In guten Treuen mühte sich der Mann, daß ihm das Wasser von der Stirne rann! 5. Am Abend kam der Zimmermeister leis, mit langgelocktem Bart ein güt’ger Greis. 6. Und rührt’ dem Knecht, der nimmer wollte ruhn, die Schulter mahnend: „Lieber, feire nun!“ 7. Jetzt ward die Stätte leer; ich aber schlich hinaus, und auf den Balken setzt’ ich mich.