Zweiter Zeitraum. te vielleicht nicht gekannt hat? — Aranda suchte nichts anderes, als den Glauben an Christus und Offenbarung uͤberhaupt in Spanien zu untergraben, wie sein Freund Choiseul in Frankreich, von wel⸗ chem ich ünten sprechen werde. Da standen ihm aber die Jesuiten im Wege, welche das Christenthum bei allen ihren Unternehmuͤngen als ihr hoͤchstes Ziel im Auge behielten, und von den Grundsaͤtzen der katho⸗ lischen Kirche weder zur Rechten noch zur Linken ab⸗ wichen. Sie mußten also aus Spanien entfernt werden, oder Aranda mußte sich seines Werkes auf immer begeben. Was that also der gewandte Aran⸗ da? An einem Abend, eben als die Zeit war, daß die Jesuiten zu Abend aßen, wurde an ihrem Colle⸗ gium zu Madrid stark geklingelt, und der Rector vorgefordert. Er kam, ünd ein Mann von Stande Cwie es schien) uͤbergab ihm ein Paquet Schriften mit einem Gruße von dem Rector des Collegium in Sevilla, der die Bitte beifuͤge, er moͤge diese Schrif⸗ ten, da sie wichtig waͤren, bei Musse durchlesen, und sie allenfalls mit seinen Bemerkungen versehen zuruͤck⸗ senden. Der Rector, nichts Boͤses ahnend, laͤßt das Convolut, ohne es einzusehen, auf sein Zimmer tra⸗ gen, verabschiedet den Ueberbringer hoͤflich, und be⸗ gibt sich zu seinen Bruͤdern in das Speisezimmer, um die Tagesordnung nicht zu unterbrechen. Kaum hat⸗ te er sich als abermals stark am Schell⸗ thor gelaͤutet wurde. Koͤnigliche Commissarien wa⸗ ren da, alle Briefschaften der Jesuiten in Beschlag zu nehmen. Der Rector verwunderte sich, aber die koͤniglichen Commissarien versicherten ihm, die Schrif⸗ ten der Jesuiten wuͤrden nur deswegen unter Siegel gelegt, und in das Bureau des Herzogs von Aran⸗ da uͤberbracht, damit der Orden der Jesuiten gegn seine Feinde gerechtfertigt werde — der Hof zu Lis⸗ sabon argwoͤhne eine heimliche Correspondenz verbor⸗ gener portugiesischer Jesuiten mit den Jesuiten in Spanien, und der spanische Hof sey dem portugie⸗ sischen daruͤber Aufklaͤrung schuldig. Der Rector be⸗ merkte, das von den Jesuiten in Sevilla gesendete Paquet noch nicht einmal eingesehen zu haben, und 122