Sechster Zeitraum. hoͤrte Rom nun auf, der Sitz der Mäßigkeit zu sein: eine fürchterliche Sucht nach Gelde riß unter seinen sonst so mäßigen Bürgern ein. Der Ackerbau gab jetzt nicht mehr Zinsen genug, man ließ die mühsam, doch sicher nährende Pflugschaar egen, und erwählte das Schwert. Die jungen Patrizier drängten sich zu Ehrenstellen, jetzt nicht mehr aus Ehrgeiz, nein, aus Habsucht. Die Beute lockte sie, der Geld— hunger machte sie tapfer. Doppelt unglückliches Voll, bei dem der der Geistesbildung vorschreitet! Nur einzelne Römer blieben noch der alten Sitte treu. Cato der Aeltere, der alle Staatsämter bekleidet hatte, ging als Prätor in Sardinien noch immer in schlechte Wolle gekleidet, machte alle seine Amtsreisen zu Fuße, trank keinen bessern Wein, als seine Sclaven, und weissagte schon damals den Fall der Stadt, in welcher, wie er sagte, ein Fisch mehr koste, als ein Ochs. Als Censor brachte er durch seine Strenge fast das ganze Volk gegen sich auf, besonders die Frauen, die ein im zweiten puͤnischen Kriege gegebenes Gesetz, nicht mehr als eine halbe Unze Goldes und keinen sonstigen Schmuck zu besitzen, abgeschafft wissen wollten, und es dem strengen Censor zum Trotz wirklich durchsetzten. Cato aber erhielt den Spottnamen der Censor. 8 22. Dite Römer in Asien. (190 v. Christus.) So sehr Karthago auch gedemüthigt war, so konnte doch Hannibals rachedurstender Geist noch nicht ruhen. Er sah in Griechenland Spartaner und Aetolier gegen die anma— ßenden Römer erbittert, und über Syrien herrschte da— mals ein König, Antiochus, der, eben so unruhig wie Pyrrhus, mit allen seinen Nachbaren Händel suchte, und durch verschiedene glückliche Kriege sein Reich in Asien be— trächtlich erweitert hatte. Diese Umstaͤnde benutzte der schlaue Hannibal augenblicklich. Er schickte heimlich Gesandte zum Antiochus, rieth ihm, sich mit dem unzufriedenen Theile der Griechen schnell zu verbinden; und die Römer in ihrem 42