83 Sechster Zeitraum. der zwischen dem hohen und niedern Stande das Gleichge— wicht gehalten hätte, ist in Rom nie vorhanden gewesen, und darum können die Römer trotz allen Glanzes kein glück liches Volk genannt werden. 839. Erster Bürgeraufruhr in Kom. (133 v. Chr.) Aber war denn unter so Vielen keiner verständig genug, um dies entsetzliche, höchst ungerechte und Verderben brin— gende Mißverhältniß zwischen Bürgern und Bürgern ein— zusehen? O ja; nur Schade, daß diejenigen, welche die meiste Macht hatten, um es abstellen zu können, gerade das Meiste dabei verloren, und von der Tugend, die sich willig finden läßt, um der Gerechtigkeit willen Schaden zu leiden, hat man im damaligen Rom wenige Beispiele. Die wahre Weisheit kommt nicht in die verderbten Herzen so sinnlicher Menschen, und dem Eigennutze ist die Güte fremd. Doch gab es auch Männer, die selbst arm waren, und dennoch sich der Bereicherung des Volkes widersetzten, weil ihnen dieser elende Haufe verächtlich geworden war, und der Er— hebung in einen Zustand freierer Menschheit nicht würdig schien. Ein solcher Mann war der jüngere Scipio Afri— tkanus, dessen großem Geiste das Leben unter den so nie— drig stehenden Menschen im Lager und auf dem Forum zum Ekel geworden war. Er widersprach heftig im Senate ei— nem Vorschlage, gewisse große Summen, welche ein blöd— sinniger König Alttalus von Pergamus in seinem Testa— mente den Römern vermacht hatte, unter die Armen zu verthei— len, und ward dafür eines Morgens todt im Bette gefunden. Aber schwiegen denn die Volkstribunen, die doch recht eigentlich dazu bestimmt waren, die Plebejer gegen die An— maßungen der Patrizier zu schützen? Freilich, aber sie selbst hätten ja von ihren Gütern etwas herauͤsgeben müssen, wenn eine neue Aecker-Vertheilung zu Stande gekommen wäre, denn ein armer Plebejer ward nie Volkstribun, weit eher ward in diesen verderbten Zeiten ein reicher 2 R