Nero. 271 selbe gleich nach dem Trunke zu Boden sank. Das Weib, welches ihm das Gift bereitet hatte, beschenkte er mit Land⸗ gütern. Bald darauf verstieß er seine Gemahlinn Octavia, und vermählte sich mit der Poppäa, einem höchst verwor— fenen Weibe. Poppäa konnte die Anmaßungen der Mutter Nero's nicht ertragen, und beredete diesen, seine eigene Mut— ter umbringen zu lassen. Ein boshafter Günstling gab den Rath, sie bei einer Lustfahrt zu ertränken, und zwar so, daß es ein Zufall scheinen sollte. Ihr Schiff war so einge— richtet, daß es auf dem Meere auseinander ging. Aber der Anschlag mißlang, Agrippina rettete sich durch Schwimmen. Nerd, in aller Angst, schickte am andern Morgen ihr Mör— der ins Haus, welche sie im Bette erschlugen. Dafuͤr dankte der Senat ihm feierlich, weil Agrippina eine böse Frau ge— wesen. Seiner Gemahlinn Octavia sendet er bald darnach auch solche Meuchler: die Adern werden ihr geöffnet, und da se sch nicht geschwind genug verblutet, wird sie in ei— nem heißen Bade erstickt. — Auch an seinen Lehrer Se— neca lam die Reihe; aus besonderer Gnade erlaubte der Tyrann ihm, sich selbst zu tödten. Da ließ dieser sich in dem Nade die Adern öffnen, während seine Frau Paulina im Nebenzimmer freiwillig dasselbe that. Nero hörte es, be— fürchtete, der Tod der Frau möchte seine Thai noch gehäs— siger machen, und schickte hin, sie zu retten, wenn es noch moglich wäre. Sie wurde verbunden, und kam langsam wie— der zu sich, aber immer blieb sie blaß, und trug bis an ihr Ende Traͤuerkleider. Bei Gelegenheit der Verschwörung des MNo fielen zahllose Opfer. Einer, welchen Nero fragte, wa— mmn er sich gegen ihn verschworen habe, antwortete: „Nach allen deinen Schändlichkeiten war es der schönste Dienst, den ich dir erzeigen konnte.“ Aber man ging über die Zahl der Verschworenen hinaus. Es war schon ein Verbrechen, mit einem Proscribirten verwandt zu sein, ihn begrüßt zu ha— ben; selbst die Kinder der Proscribirten wurden aus Rom getrleben, vergiftet, durch Hunger getödtet, mit ihren Leh— rn und Sclaven hingewürgt. Auch die Stoiler, die für ein so verderbtes Zeitalter noch zu viel Tugend besaßen, wirla verdächtig, verbannt, getödtet. Cornutus, der Lehrer des Nersius, Musonius Rufus, der blinde und alte Cassius