V. Vorbereitungen zur neuen Geschichte. 187 die, welche am eifrigsten ihre Beschwerden erhoben, die heftigsten Verfolger derer, die an der Wurzel, nämlich an der Lehre, eine Verbesserung versuchen wollten. Konnte doch selbst Friedrich Barbarossa einen gewissen Arnold von Brescia, der in Italien mit ungemeinem Muth und Eifer die kirchlichen Gebrechen aufdeckte, und die christliche Freiheit wider die Anmaßungen des Papstes vertheidigte, den Händen des päpstlichen Gerichts zum Galgen ausliefern (n55). Sollte es besser werden, so mußten die Bestrebungen frömmer seyn; d. h. man durfte nicht um irdischer Rücksichten, sondern mußte um der Ehre Gottes willen sich in den allgemeinen Riß stellen. Auch hiefür wurde noch am Schlüsse des Mittelalters vorgearbeitet. Bedeutsam erscheint besonders das Völklein der Waldenser im südlichen Frankreich, das vielleicht schon von den Zeiten der Apostel stammt, aber um 1170 durch Peter Waldus seinen Gegensatz gegen die Kirche be¬ stimmter ausbildete. Sie hatten die heilige Schrift in ihrer Muttersprache, und glaubten, nur das gelte, was in ihr stehe, und auf die Traditionen und Kirchenbe¬ schlüsse, wenn sie mit der heiligen Schrift nicht überein¬ stimmen, sei nicht viel zu halten. Den Papst nannten sie das Haupt der Irrthümer; und den Anmaßungen der Geistlichkeit setzten sie den Glaubenssatz gegenüber, es sei eigentlich jeder fromme Laie ein Priester. Sie ver¬ warfen die Lehre vom Ablaß und Fegfeuer, die Seelen¬ messen, die Anrufung der Heiligen, die Ehelosigkeit der Priester, und feierten auf apostolische Weise die heiligen Sacrammte unter sich. Weil sie jetzt auch öffentlich predigten, so kamen sie in den Bann, als solche, die das Lehramt sich widerrechtlich anmaßten. Aber sie machten gutes Muths fort, und allmählig wurden die Pfründen der Geistlichen magerer. Nun predigte Jnnocenz M. einen Kreuzzug gegen sie, der 20 Jahre dauerte (1209 — 1229) und fast einer Million Waldenser das Leben kostete.