2094 — übergeben hatte, sprach ich einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und so endigte dieser Akt. Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und gab Bismarck auf, zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache kämen, ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Trains begrüßt, die überall die Volkshymne anstimmten. Es war ergreifend! Alles hatte Lichter an— gezündet, so daß man zeitweise in einer unvorbereiteten Illumination fuhr. Um elf Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung auf das Wohl der Armee, die solches Ereignis erkämpfte. Zum 18. Januar 1871. 41. Der Kaisertag zu Versailles. Wãbrend die kriegerischen Ereignisse im raschen Portschbrittè die gãnzliche Niederwerfung FPrankreichs beschleunigten, kam in Versailles ein Tag heran, der dem Werke der vereinten deutschen Kraft das diegel aufdrückte durch die feierliche Erneuerung des deutschen Kaisertums, das die deutschen Fürsten und Völker dem greisen König«e Wilhelm schon im Dezember 1870 dargeboten hatten. In dem Schlosse Ludwigs XIV., jenes vermessenen französischen Fürsten, dessen ganzes Sinnen und LTrachten auf Deutschlands Zersplütterung und Erniedrigung gerichtet war, ward am 18. Januar durch eine feierliche Handlung König Wilhelm zum deutseben Kaiser ausgerufen. In dem berübmten grossen Spiegelsaale dos Versailler Schlosses stand ein bescheidener Altar mit zwei brennenden goldenen Kron- leuchtern und vor demselben ein preulsischer Geistlicher in seinem schmucklosen, einfachen Amtskleide. Ihm gegenüber hatten der König, der Kronprinz und viele fürstliche Gäste Platz genommen. Bismarck und Moltke standen in der Nähe des Königs. Ein aus den Soldaten gebildeter Sängerchor leitete die kirch— liche FPeier durch „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“ mit Posaunen begleitung ein und sang die Liturgie. Ein kriegerisches , Helm ab zum Gebet!“ und die Predigt des Hofpredigers Rogge aus Potsdam über den gerade auf diese Peier so passenden 21. Psalm folgte. Mit einem brausenden „Nun danket alle Gott!“ schloss die kirch— liche Peier. Der König erhob sich und schritt, gefolgt von allen Prinzen und Fürsten und dem Grafen Bismarck, durch die Galerie gerade auf dié Erhböbung zu, wo alle Fahnenträger aufgestellt waren. Am Rande der Erhöhung stand der greise, fast vierundsiebzig- jührige König, zu seiner Rechten der Kronprinz, links der Bundes- kanzler; die Pürsten traten binter den König. NMit bewegter