dabei so fromm und andächtig aus, als wäre er schon verklärt. Das Bild des guten sterbenden Baters wird nie aus meiner Seele kommen." „Ach, sagte Konrad, als ich vorhin in die Kapelle trat, dachte ich unsers guten Baters besonders lebhaft. Es war mir, als sähe ich seine ehrwürdige Gestalt mit Augen, gerade so, wie er das letzte Mal mit wehmütigem, blassem Angesichte vor mir stand und Abschied von mir nahm. Ja, es war mir, als sei es erst gestern geschehen, obwohl seitdem schon viele Jahre vergangen sind. Es war mor¬ gens nach jenem Tage, an dem du in der Kutsche fortgefahren warst. Der Bater machte sich an diesem Morgen sehr frühe auf den Weg. Ich begleitete ihn bis zu dem nächsten Dorf. Die Thüre der Kapelle stand offen, er ermahnte nlich bei dieser Gelegenheit, ich sollte nie an einer offenen Kirchenthüre vorbeigehen. Er ging mit mir hinein. Es war so frühe noch fält Mensch in der Kirche. Der Vater knieete mit mir am Altar nieder und betete unter Thränen, "nd ich weinte und betete auch. Nun stand er auf und sagte: „Ich habe dich, lieber Konrad, und die gute Luise jetzt Gott recht anem¬ pfohlen und euch ihm ganz übergeben." Er ermahnte mich hierauf, Gott immer vor Augen und im Herzen zu haben, die göttliche Lehre Jesu stets getreulich zu befolgen und nie etwas Böses zu thun. „Ich lebe wohl nicht mehr lange, sagte er unter andern:, und du siehst mich vielleicht das letzte Mal. Wenn du aber einmal im¬ stande sein wirst, so nimm dich deiner guten Schwester brüderlich an." Ich mußte vor dem Altar die Hand darauf geben, daß ich alles thun wolle, was er mir gesagt hatte. Er hieß mich dann niederknieen, blickte voll Andacht zum Himmel und segnete mich. Hierauf hob er mich ans, küßte mich, gab mir noch einiges Geld und konnte vor Weinen kaum mehr die Worte hervorbringen: „Gott sei mit dir!" Als wir aus der Kirche herauskamen, sah er mich mit seinen rotgeweinten Augen noch einmal unaussprechlich weh¬ mütig und liebreich an, sagte schluchzend: „Lebe so, daß wir im Himmel wieder zusammenkommen!" und wandte sich schnell um und eilte um die Ecke der Kirche, und von diesem Augenblicke an sah ich ihn nicht mehr. Hier in dieser einsamen Kapelle ging mir nun jener traurige Abschied aufs neue zu Herzen. Das inbrünstige Gebet des guten Vaters in jener Dorfkirche kam mir zu Sinn. Es