519 Schuhe mit schwarzer Quaste auf dem Spanne vervollständigten den Anzug. Die Schuhe wurden Hackentuffeln genannt, und sie waren keineswegs das Unwichtigste in meinen Augen; erhielt man doch mit dem Konfirmationstageé gewissermaben erst ein Anrecht auf diese Hackentuffeln. Ein schwarzes Sonntagskleid unsrer Mutter hatte den Stoff zu dem Pestkleide geliefert, weshalb dieses als ein altgeheiligtes Erbstück angesehen und so sorgsam aufbewahrt wurde, dabß auch noch meine jüngern Schwestern, Lorchen und Christine, darin eingesegnet werden konnten. 2. Es läuteten die Glocken, es rauschten die grünen Bäume vor den Türen der Kirche. Von Empore zu Empore schlangen sich die duftenden Blumen- und Blattgewinde, am Altare standen grüne Palmen, und auf dem Altare brannten die groben Wachs- kerzen. Ein feierlicher Zug bewegte sich von der Schule in die Kirche. Wir Konfirmanden waren's, und uns voran schritt der Pastor und der Lehrer. Nachdem die Gemeinde gesungen hatte, knieten wir am Altare nieder und sangen unter leiser Begleitung der Orgel: „Mein Schöpfer, steh mir bei, sei meines Lebens Licht; dein Auge leite mich, bis mir mein Auge bricht. Hier leg' ieh Herz und Glieder vor dir zum Opfer nieder und widme meine Kräfte für dieh und dein Geschäfte. Du willst ja, daß ieh deine sei, mein Schöpfer, steh mir bei.“ 3. Es herrscht in Hilgental die gute, alte dSitte, dab die Kinder das ersté Abendmahl mit den Eltern gemeinsam neh— men. O lieber Gott — da bin ich die einzige Konfirmandin ge— wesen, die keine Mutter gehabt hat, und es sind heibe Tränen in meinen ersten Abendmahlskeleh geronnen. Auch der Vater, der so ganz allein hinter mir stand, hat sich nur mit Mühe der Tränen erwehren können. Es ist ihm immer so gewesen, als mühßte er die Mutter zur deite haben. Hernach ist freilich auch die Freude zu ihrem Rechte ge- kommen: Ieh freute mich mit meinen Mitkonfirmanden, weil wir nun keine Kinder mehr wären, und daßß wir jetzt in Hacken- tuffeln gehen könnten — ach — und ieh dachte nicht daran, wie