154 Noch ein andermal besuchte den Herrn Witt ein junger- Anfänger, Herr W i l l s; der wollte zu einer kleinen Spekulation Geld von ihm borgen. „Viel", fing er an, „wird dabei nicht herauskommen, das seh' ich vorher^ aber es rennt mir so von selbst in die Hände, da will ich's doch mitnehmen." Dieser Ton stand dem Herrn Witt gar nicht an. — „Und wieviel meint er denn wohl, lieber Herr Wills, daß er braucht?" „Ach, nicht viel, eine Kleinigkeit! Ein hundert Thälerchen etwa." „Wenn's nicht mehr ist, die will ich ihm geben. Recht gern! -— Und damit er sieht, daß ich ihm gut bin, so will ich ihm oben¬ drein noch etwas Anderes geben, das unter Brüdern seine tausend Reichsthaler wert ist. Er kann reich damit werden." „Aber wie, lieber Herr Witt? Obendrein?" „Es ist nichts. Es ist ein bloßes Histörchen. Ich hatte hier¬ in meiner Jugend einen Weinhändler zum Nachbarn, ein gar drolliges Männchen, Herr Grell mit Namen; der hatte sich eine einzige Redensart angewöhnt, die bracht' ihn zum Thore hinaus." „Ei, das wäre? die hieß?" „Wenn man ihn manchmal fragte: Wie steht's, Herr Grell?' Was haben Sie bei dem Handel gewonnen? — Eine Kleinig¬ keit, fing er an, ein fünfzig Thälerchen etwa. Was will das machen? — Oder wenn man ihn anredete: Nun, Herr Grell, Sie haben ja auch bei dem Bankerotte verloren? — Ach was, sagte er wieder, es ist der Rede nicht wert, eine Kleinigkeit von ein hunderter sünfe. Er saß in schönen Umständen, der Mann, aber, wie gesagt, die einzige verdammte Redensart hob ihn glatt aus dem Sattel. Er mußte zum Thore damit hinaus. — Wieviel war es doch, Herr Wills, das er wollte?" „Ich? ich bat um hundert Reichsthaler, lieber Herr Witt!" „Ja recht! Mein Gedächtnis verläßt mich. — Aber ich hatte da noch einen anderen Nachbarn, das war der Kornhändler, Herr T o m m: der baute von einer anderen Redensart das ganze große Haus auf niit Hintergebäude und Warenlager. Was dünkt ihn dazu?" ,,Ei, ums Himmels willen, die möcht' ich wissen! Die hieß?" „Wenn man ihn manchmal fragte: Wie steht's, Herr Tom m? Was haben sie bei dem Handel verdient? Ach, viel Geld! fing er an, viel Geld! — und da sah man, wie ihm das Herz im Leibe lachte; ganze hundert Reichsthaler! — Oder wenn man ihn anredete: Was ist ihnen? Warum so mürrisch, Herr Tomm? —