444 der Nheinwacht, ausgespannt sind. Das stolze Königsschloß, in dem die Kaiserin Augusta so gern weilte, blickt zu uns herüber. 5. Unmittelbar hinter Koblenz wirft sich eine der Rheintöchter dem Vater in die Arme: die stattliche Mosel, die Höhen weiter stromab zur 5 Linken gehören nun der Eifel an. Das Bild bleibt das alte, es ist alles so traut: ja, dieses Stück Erde muß den Anwohnern ans Herz wachsen, in ihrem Munde vor allem hat das Dichterwort den rechten Klang: Sie sollen ihn nicht haben den freien deutschen Rhein, 10 ob sie wie gier'ge Raben sich heiser darnach schrein, Sie sollen ihn nicht haben den freien deutschen Rhein, solang sich Herzen laben an seinem Feuerwein, solang er, ruhig wallend, sein grünes Kleid noch trägt, solang ein Ruder schallend 15 in seine Wogen schlägt. solang in seinem Strome noch fest die Felsen stehn, lolang sich hohe Dome in seinem Spiegel sehn. Wir nähern uns zwei Inseln, die größere ist Nonnenwerth, ihr zur Rechten erhebt sich die Burg Drachensels, zwar zerborsten, aber auch in Trümmern noch schön, und zur Linken Rolandseck. Dort hat er einst gesessen in tiefer Wehmut, der gewaltige Held Roland, den Blick 20 auf das stille Kloster der Insel gerichtet, wo seine Verlobte, Hildegunde vom Drachenfels, des Himmels Braut geworden, da sie ihn tot geglaubt. Er wartete jeden Tag, bis sie am Fenster sich zeigte, bis ihr schönes Antlitz sich ins Tal neigte, beim Abendgesang glaubte er ihre Stimme zu hören, und sein Herz sagte ihm auch, daß das frische Grab, das er 25 im Klostergarten ausgeworfen sah, für sie bestimmt war. Bald darauf rief ihn sein Herr und Kaiser nach Spanien, wo sein armes Herz auch zur Ruhe kam. Am Drachenfels schlug Siegfried einst den Drachen, der die schöne Kriemhild geraubt, und an der Lorelei hat der Sage nach der grimme Hagen den Nibelungenschatz versenkt. Wieder taucht eine Brücke ?0 vor uns auf, sie verbindet Bonn mit dem rechten Rheinufer. Und da ragt dein Bild auf am Gestade, du treuer Ekkehard unsres Volkes: Ernst Moritz Arndt! Wie blickst du so fest auf den Strom, für den du so manche Lanze gebrochen! „Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze!" so sprachst und schriebst du in trüber Zeit. Ja, wer nur die kleine Strecke 35 von Mainz bis nach Bonn mit den Augen des Leibes oder auch nur des Geistes gesehen, der begreift, daß wir unsern Vater Rhein nie im Stiche lassen dürfen, solang ein Tropfen Blut noch glüht, noch eine Faust den Degen zieht und noch ein Arm die Büchse spannt. «. mbin. 353. Das Nationaldenkmal auf dem Niederwald. 40 1. Der Friede mit Frankreich war am 10. Mai 1871 zu Frankfurt a. M. geschlossen. Nach einem Siegeszug sondergleichen kehrten die