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Geb. 11. August 1815 in 
Oberkassel bei Bonn. 
Gottfried Kinkel. 
Gest. 18. November 1882 
in Zürich. 
Aus: Otto der Schütz. 
Epos. 
Zur Einführung: Otto, zweiter Sohn des Landgrafen Heinrich von Thüringen, 
soll nach des Vaters Willen Mönch werden. Er entflieht und tritt unerkannt in die 
Dienste des Grafen Dietrich von Cleve, nachdem er bei dem von diesem veranstalteten 
Schützenfeste den Meisterschuß getan. Bei einer Jagd rettet er der schönen Elsbeth, der 
Tochter des Grafen, das Leben, und beide sind sich in stiller Liebe zugetan. Durch 
den frühen Tod seines älteren Bruders wird Otto Erbe von Thüringen und Hessen, 
bermählt sich mit Elsbeth und vereinigt so das Land zwischen Elbe und Rhein unter 
seiner Herrschaft. 
Zweites Abenteuer: Mann und Jüngling. 
Früh aus den Wolken sprang der Mit ihm sein Hund, gleich ihm ge— 
Tag; drungen 
da kam durch taugenäßten Hag so an Brust und Gliedern, trotzig, kühn, 
ein kräftig Mannsbild hergegangen die Nüstern weit, die Stirn ge— 
im knappen, grünen Jagdhabit, schwungen, 
s5das zottige Dachsfell umgehangen, mit Augen, die von Mordlust glühn, 
den festen, lässig-sichern Schritt die breiten Ohren tief zerrissen, 
gestützt auf seines Speeres Schaft. vom Wolfszahn grimmig aufge— 
Es war ein Mann in voller Kraft, schlissen, 
ein Antlitz wie aus Holz gehauen, 36 nur halb verdeckt sein weiß Gebiß — 
10 vertraut mit düsterm Wäldergrauen, Kein Feind, den er nicht niederriß! 
gebräunt vom nächt'gen Wetter- Der stand jetzt still; der Jäger auch; 
schlage, das Tier nach guten Spürers Brauch 
lächelnd in jeder Müh' und Plage, packt eine Fährt' und wedelt lüstig. 
das von dem Kampf mit Bär und Ur 40 Den Spieß ergreift der Jäger rüstig, 
in tiefen Narben trug die Spur; rasch bricht er Bahn sich durchs Ge— 
15 ein Aug', das mit dem glühnden zweig, 
Stern das tauft mit Morgentau ihn reich. 
die grimme Bache scheuchte fern, Nun steht der Hund mit lautem 
weidmännisch keck ins Weite schauend, Knurren, 
in jeder Not dem Arm vertrauend, als wollt' er dem Gebieter murren, 
der seinem Herrn mit Stoß und Hieb 4 vor dessen Zorn er nur sich scheute, 
20 nie seine Dienste schuldig blieb. gleich anzuspringen seine Beute. 
Es zeugt das Rot des Wangenpaars Der Jäger schreitet nach. Da ruht 
noch nicht vom Mühsal manchen auf offnem Platz in Waldes Hut, 
Jahrs, vom Frühhauch weich umspielt und 
doch in des Bartes dunkle Locken mild, 
warf schon das Alter weiße Flocken. so geschloss'nen Augs des Jünglings 
2s Ein Mann an Leib und an Gemüte, Bild; 
an innerm Sinn und äußerm Kleid, die eine Hand ihm unterm Haupt, 
wie sie so recht mit Vatergüte drauf senkt ein Ast sich dicht be— 
der Forst erzieht in Einsamkeit. laubt,