114 Ängstlich stand mein Vater nnn da; cs kamen die Jäger. Hinze sprach: 'Nun, Oheim? Wie steht's? so öffnet den Sack doch! Ist er voll Rathes, so braucht ihn doch jetzt, die Zeit ist gekommen.' Und die Jäger bliesen das Horn und riefen einander. Lief mein Vater, so liefen die Hunde, sie folgten mit Bellen, Und er schwitzte vor Angst, und kaum entgieng er den Feinden. 'Schändlich, Ihr habt es gehört, verrieth ihn der nächste Verwandte, Dem er sich doch am meisten vertraut. Es gieng ihm ans Leben, Denn die Hunde waren zu schnell, und hätt' er nicht eilig Einer Höhle sich wieder erinnert, so war es geschehen; Aber da schlupft' er hinein, und ihn verloren die Feinde. Solcher Burschen giebt es noch viel, wie Hinze sich damals Gegen den Vater bewies: nne sollt' ich ihn lieben und ehren? Halb zwar hab' ich's vergeben, doch bleibt noch etwas zurücke. All dies war auf dem Spiegel geschnitten mit Bildern und Worten. 'Ferner sah man daselbst ein eignes Stückchen vom Wolfe, Wie er zu danken bereit ist für Gutes, das er empfangen. Auf dem Anger fand er em Pferd, woran nur die Knochen Übrig waren; doch hungert' ihn sehr, er nagte sie gierig, Und es kani ihm ein sprtziges Bein die Quer' in den Kragen; Ängstlich stellt' er sich an, es war ihm übel gerathen. Boten auf Boten sendet' er fort, die Ärzte zu rufen; Niemand vermochte zn helfen, wiewohl er große Belohnung Allen geboten. Da meldete sich am Ende der Kranich Mit dem rothen Barett auf dem Haupt. Ihm flehte der Kranke: 'Doctor, helft mir geschwind von diesen Nöthen! ich geb' Euch, Bringt Ihr den Knochen heraus, so viel Ihr immer begehret.' 'Also glaubte der Kranich den Worten und steckte den Schnabel Mit dem Haupt in den Rachen des Wolfes und holte den Knochen. "Weh mir!' heulte der Wolf, 'du thust mir Schaden! Es schmerzet! Laß es nicht wieder geschehn! Für heute sei es vergeben. Wär' es ein andrer, ich hätte das nicht geduldig gelitten.' 'Gebt Euch zufrieden,' versetzte der Kranich, 'Ihr seid nun genesen; Gebt mir den Lohn, ich hab' ihn verdient, ich hab'„Euch geholfen.' 'Höret den Gecken!' sagte der Wolf, 'ich habe das Übel, Er verlangt die Belohnung und hat die Gnade vergessen, Die ich ihm eben erwies. Hab' ich ihm Schnabel und Schädel, Den ich im Munde gefühlt, nicht unbeschädigt entlassen? Hat mir der Schäker nicht Schmerzen gemacht? Ich könnte wahrhaftig, Ist von Belohnung die Rede, sie selbst am ersten verlangen!' Also Pflegen die Schälke mit ihren Knechten zu handeln. 'Diese Geschichten und mehr verzierten, künstlich geschnitten, Rings die Fassung des Spiegels, und mancher gegrabene Zierrath, Manche goldene Schrift. Ich hielt des köstlichen Kleinods Mich nicht werth, ich bin zn gering, und sandt' es deswegen Meiner Frauen der Königin zu. Ich dachte durch solches Ihr und ihrem Gemahl mich ehrerbietig zu zeigen. Meine Kinder betrübten sich sehr, die artigen Knaben, Als ich den Spiegel dahin gab. Sie sprangen gewöhnlich und spielten Bor dem Glase, beschauten sich gern, sie sahen die Schwänzchen Hängen vom Rücken herab und lachten den eigenen Mäulchen. Leider vermuthet' ich nicht den Tod des ehrlichen Lampe, Da ich ihm und Bellyn auf Treu' und Glauben die Schütze Heilig empfahl; ich hielt sie beide für redliche Leute, Keine besseren Freunde gedacht' ich jemals zu haben. Wehe sei über den Mörder gerufen! Ich will es erfahren,