4. Die Döffingcr Schlacht. Am Ruheplatz der Todten, da pflegt es still zu sein, Man hört nur leises Beten bei Kreuz und Leichenstein; Zu Döffingen war'S anders, dort scholl den ganzen Tag Der feste Kirchhof wider von Kampfruf, Stoß und Schlag. Die Städter sind gekommen, der Bauer hat sein Gut Zum festen Ort geflüchtet und hält'ö in tapfrer Hut; Mit Spieß und Karst und Sense treibt er den Angriff ab, Wer todt zu Boden sinket, hat hier nicht weit ins Grab. Graf Eberhard der Greiner vernahm der Seinen Noth, Schon kommt er angezogen mit starkem Aufgebot, Schon ist um ihn versammelt der besten Ritter Kern, Vom edeln Löwenbunde die Grafen und die Herrn. Da kommt ein reis'gcr Bote vom Wolf von Wunnenstein: Mein Herr mit seinem Banner null Euch zu Dienste sein.' Der stolze Graf entgegnet: 'Ich hab' sein nicht begehrt, Er hat umsonst die Münze, die ich ihm einst verehrt.' Bald sieht Herr Ulrich drüben der Städter Scharen stehn, Bon Reutlingen, von Augsburg, von Ulm die Banner wehn, Da brennt ihn seine Narbe, da gährt der alte Groll: 'Ich weiß, ihr Ubermüth'gcn, wovon der Kamm euch schwoll.' Er sprengt zu seinem Vater: 'Heut zahl' ich alte Schuld, Will's Gott, crwerb' ich wieder die väterliche Huld. Nicht darf ich mit dir speisen ans einem Tuch, du Held, Doch darf ich mit dir schlagen ans einem blnt'gen Feld.' Sie steigen von den Gäulen, die Herrn vom Löwenbund, Sie stürzen auf die Feinde, thun sich als Löwen kund. Hei! wie der Löwe Ulrich so grimmig tobt und würgt! Er will die Schuld bezahlen, er hat sein Wort verbürgt. Wen trügt man aus dem Kampfe, dort auf den Eichenstnmpf? ‘(Sott sei mir Sünder gnädig!' er stöhnt's, er röchelt's dumpf. O königliche Eiche, dich'hat der Blitz zerspüllt! O Ulrich, tapfrer Ritter, dich hat das Schwert gefällt! Da ruft der alte Recke, den nichts erschüttern kann: 'Erschreckt nicht! der gefallen, ist wie ein andrer Mann. Schlagt drein! die Feinde fliehen!' er rnft's mit Donnerlaut; Wie rauscht sein Bart im Winde! hei! wie der Eber haut! Die Städter Han vernommen das seltsam list'ge Wort. 'Wer flieht?' so fragen alle, schon wankt es hier und dort. Das Wort hat sie ergriffen gleich einem Zauberlied, Der Graf und seine Ritter durchbrechen Glied auf Glied. Was gleißt und glänzt da droben und zuckt wie Wetterschein? Das ist mit seinen Reitern der Wolf von Wunnenstein. Er wirft sich auf die Städter, er sprengt sich weite Bucht, Da ist der Sieg entschieden, der Feind in wilder Flucht. Im Erntcmond geschah es, bei Gott, ein heißer Tag! Was da der edeln Garben ans allen Feldern lag! Wie auch so mancher Schnitter die Arme sinken läßt! Wohl halten diese Ritter ein blutig Sichelfest. Noch lange traf der Bauer, der hinterm Pfluge gierig, Auf rost'ge Degenklinge, Speereisen, Panzerring,