229 darauf wieder eine Schlacht liefern. Ihr habt den Ungrund dieser Meinung dargethan und gezeigt, daß tapfere, geprüfte Krieger wohl überwunden, aber ihr Muth nicht kann gebeugt werden. Empfangt hiermit meinen Dank, ihr unübertrefflichen Soldaten, ihr meine hoch¬ achtbaren Waffengefährten; ihr habt euch einen großen Namen gemacht. So lange cs Geschichte giebt, wird sie euer gedenken. Auf euch, ihr unerschütterlichen Säulen der preußischen Monarchie, ruhet mit Sicherheit das Glück eures Königs und seines Hauses. Nie wird Preußen untergehn, wenn eure Söhne und Enkel euch gleichen. Genappe, den 19. Juni 1815. Blücher.' An Schwarzenberg schrieb er eigenhändig: Mein Freund! Die schönste Schlacht ist geschlagen, der herrlichste Sieg ist erfochten. Das Detaillierte wird erfolgen. Ich denke, die bonapartesche Geschichte ist nun wohl vorbei. La belle Alliance, den 19. Juni. Ich kann nicht mehr schreiben, denn ich zittre an allen Gliedern; die Anstren¬ gung war groß. Blücher.' Am 19. vormittags erhob sich Blücher von seinem Lager und sah seine nachrückenden Truppen vorüberziehen; jede Abtheilung, so wie sie nahe kam, rief!ihm ein siegfreudiges Hurrah, das er mit freundlichem Grüßen erwiderte. Noch den nämlichen Tag zog Blücher nach Gossclies. Am 20. kam das Hauptquartier nach MarbeS-le- Chateau. Inzwischen setzte Gneisenau voll wüthigen Eifers und kriege¬ rischer Thätigkeit die angestrengte Verfolgung fort, durch welche die Niederlage des französischen Heeres vollendet wurde. Die Flücht¬ linge wurden von jedem Orte, wo sie zu ruhen meinten, oder sich sammeln wollten, durch die nachstürmenden Preußen schnell wieder aufgetriebcn und mit größerem Verlust in vermehrte Verwirrung gestürzt. Erst an der Sambre konnte man dazu gelangen, die Er¬ gebnisse der letzten Schlacht zu überschauen. Das Heer Wellington's hatte gegen dreizehntausend Todte und Verwundete, und unter diesen die angesehensten Befehlshaber. Geringer war an diesem Tage der Verlust der Preußen; obwohl sic dem Feinde den größten bewirkt, hatten sie selbst, begünstigt durch den Stand und die Wendung der Dinge, den kleineren, er betrug siebentausend Mann, meistens den Heertheil von Bülow betreffend. Die Franzosen dagegen hatten über dreißigtausend Todte und Verwundete, fünfzehntansend Gefangene, dreihundert Kanonen nebst der verhältnismäßigen Anzahl Pulver- wagen und zahlloses Fuhrwerk mit Gepäck und Kriegsgeräthen aller Art eingebüßt. Was übrig war, floh in aufgelösten Hansen, Na¬ poleon mit ihnen; kaum ein Bataillon war noch beisammen, nur einige Kanonen wurden über die Sambre gerettet. Napoleon dachte anfangs, bei Charleroi die Trümmer seines Heeres wieder etwas zu gestalten, erkannte aber die Unmöglichkeit und gab den verwirrten Massen weit rückwärts die Stadt Laon zum Sammelorte; er selbst flüchtete zuerst nach Philippeville und begab sich von da nach Paris.