242 und Problus. Prinz Friedrich Karl hielt nahe bei dem Dorfe Sa- dowa, nicht weit von der Stelle, wo der König, umgeben von seinem Stabe, die ganze Schlacht leitete. Und wahrlich, diese Schlacht war werth der befehlenden Hand des Hcldcnkönigs! Über zweihundert¬ tausend Mann fochten jetzt ans seinen Wink, um den Hiigel von Sadowa und den Bergkamm von Chlnm zu gewinnen, wo Sachsen und Österreich gleichsam am Ufer standen, um die anbrandende Flut der deutschen Einheit unter Preußens Leitung zu hemmen.—Prinzen führten diese Reihen und fochten in ihrer Mitte; fünfzehnhundert Kanonen spieen Tod und Verderben und erweckten mit ihrem Donner das Echo der schlesischen Berge. Der Einsatz war der Krieger Leben; der Gewinn war Deutschland. Preußens beste und bravste Söhne befanden sich mitten im Strom des sich überstürzenden Kampfes. Moltke, Bismarck und Roon hielten neben ihrem Herrscher, und die Söhne des Hauses Hohenzollern drängten die Schlacht gegen jene weiße Kirche ans dem Hügel; die Eroberung derselben verhieß den Triumph der deutschen Eintracht, ein Fehlschlag dagegen die Ver¬ ewigung nationaler Zwietracht. Doch die Vertheidiger bei Chlnm fochten mit Todesverachtung, und so machte die Schlacht im Centrum nur geringe Fortschritte. Prinz Friedrich Karl schickte die fünfte und sechste Division vor. Sie legten Helm und Tornister ab, zogen jubelnd am Könige vorbei und verschwanden im Gehölz. Der wachsende Lärm des Gewehr¬ feuers verrieth, daß dort der Kamps begonnen habe und immer heißer entbrenne; aber die österreichische Artillerie schleuderte eine Salve nach der andern unter sie, und das Gefecht rückte kaum einige hun¬ dert Schritte vorwärts. Auch General Herwarth zur Rechten schien in Schach gehalten; der Ranch seines Gewehr- und Artilleriefeuers, der sich bisher regelmäßig vorwärts geschoben hatte, stand seit einiger Zeit still. Da schaffte der Kronprinz Luft. Ans der Höhe der Hü¬ gel vorrückend, warf er sich auf Chlum und Rosberitz, ein Dorf hinter Chlum auf dem Wege nach Königgrätz. Chlnm, von der ersten Gardedivision erstürmt, wurde zwar aufs neue von einem österreichischen Bataillon angegriffen, das fest und geschlossen den Hügel erstieg; als es jedoch den Obstbäumen und Verschanzungen nahe gekommen war, hinter welchen die Garden standen, erdonnerte eine Salve, und als der Rauch sich verzog, schien es, als sei das ganze Bataillon von der Erde weggeblasen. Noch einmal griffen die Österreicher an, diesmal mit einer ganzen Brigade, und wieder fegten die Zündnadeln sie weg. Als sie zum drittenmal den Angriff versuchten, erwarteten die Preußen sie nicht hinter den Verschanzungen, sondern stürzten ihnen ins Freie entgegen, zersprengten sie und jag¬ ten sie in wilder Flucht den Hügel hinab. Hier fiel einer der edelsten Führer des preußischen Heeres, der tapfere General Hitler. Während dieser Zeit tobte ein heißer Kampf auch um Rosberitz. Die feindliche Artillerie, welche diesseit des Weges aufgestellt war,