314 Geister hoch ob allen Wesen, Geister, die von Anbeginn Gottes Strahlenthron umstanden, eilt herab und schasset Licht! Fürsten in des Schlosses Hallen, Bettler an dem mürben Zaun, Freie ihr, und ihr in Banden, strebt hinauf und schaffet Licht! Denker in der trüben Klause, Dichter auf des Lebens Höhn, Wort und Schrift in allen Landen, flammt empor und schaffet Licht! Künstler, Meister und Gesellen, Schirmer, Helfer ohne Zahl, Die vollführten, die erfanden, schauet auf und schaffet Licht! Prediger auf euren Kanzeln, Lehrer in der Jünger Kreis, Eltern, macht den Wahn zu Schanden, lehret recht und schaffet Licht! Schaffet Licht! Der Tag muß kommen, wo sich jeder regen mag! Dämpft die Nacht in allen Landen, werdet Licht und schaffet Licht! Schaffet Licht, des Lichtes Kinder! Gott ist selbst des Lichtes Licht! Menschen, kriecht aus euren Banden, werdet Licht und schaffet Licht! Schaffet Licht! denn er ist kommen, der da ist des Lichtes Fürst! Brüder, macht die Nacht zu Schanden, werdet Licht und schaffet Licht! Schaffet Licht! die Hüllen schwanden, Geistesfunken, schaffet Licht! Schaffet Licht! in allen Landen, Weihnachtskcrzen, schaffet Licht! 163. Der Weg zur Weisheit. Von Kant. Kritik der praktischen Vernunft 4. Ausl. Riga 1797. S. 288. — Werke, herausgegeben von Hartenstein. Leipzig 1838 und 39. IV, 288. Zwei Dinge erfüllen das Gemüth mit immer neuer und zu¬ nehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelheiten verhüllt, oder im Überschwenglichen, außer meinem Gesichtskreise, suchen und bloß vermuthen; ich sehe sic vor mir und verknüpfe sie unmittelbar mit dem Bewußtsein meiner Existenz. Das erste fängt von dem Platze an, den ich in der äußern Sinnenwelt einnehme, und erweitert die Verknüpfung, darin ich stehe, ins Unab- sehlichgroße mit Welten über Welten und Systemen von Systemen, überdem noch in grenzenlose Zeiten ihrer periodischen Bewegung, deren Ansang und Fortdauer. Das zweite fängt von meinem un¬ sichtbaren Selbst, meiner Persönlichkeit, an und stellt mich in einer Welt dar, die wahre Unendlichkeit hat, aber nur dem Verstände spür¬ bar ist, und mit welcher — dadurch aber auch zugleich mit allen jenen sichtbaren Welten — ich mich, nicht wie dort in bloß zufälliger, sondern allgemeiner und nothwendiger Verknüpfung erkenne. Der erstere Anblick einer zahllosen Weltenmenge vernichtet gleichsam meine Wichtigkeit, als eines thierischen Geschöpfs, das die Materie, daraus es ward, dem Planeten, einem bloßen Punkt im Weltall, wieder zurückgeben muß, nachdem es eine kurze Zeit mit Lebenskraft versehen gewesen. Der zweite erhebt dagegen meinen Werth, als einer Intelligenz, unendlich durch meine Persönlichkeit, in welcher das