368 der Stadt von Tag zu Tag ärger ward, entschloß er sich am 27. Oktober zur Übergabe der Festung. Eine Armee von 180 000 Mann mit 3 Mar- schällcn und 50 Generalen wurden kriegsgefangen; große Kriegsvorräte fielen den Siegern als Beute zu. IV. Die Kämpfe im Innern von Frankreich. Die Truppen, welche an dem Tage von Sedan gekämpft hatten, traten am 4. September ihren Marsch nach Paris an. Die einstweilige Regierung daselbst traf in Eile alle Vorkehrungen, um den vordringenden deutschen Truppen die Einnahme der Stadt unmöglich zu machen. Alle Bewohner in einem meilenweiten Umkreise von Paris mußten mit Hab und Gut und allen Lebensmitteln in die Stadt ziehen; dagegen wurden Tausende von armen Leuten aus Paris fortgewiesen, damit die Riesenstadt bei einer Be¬ lagerung nicht so leicht ausgehungert werden könne. Der Versuch, den Vormarsch des Kronprinzen von Preußen auf Paris aufzuhalten, siel für die Franzosen unglücklich aus. In mehreren hitzigen Gefechten wurden sie geschlagen und hinter die Befestigungswerke, die Paris von allen Seiten umgeben, zurückgeworfen. Am 19. September war die Einschließung der Stadt zustande gebracht. Im Norden stand der Kron¬ prinz von Sachsen mit dem vierten, im Süden und Westen der Kron¬ prinz von Preußen mit dem dritten Heer. Der König hatte anfangs Oktober sein Hauptquartier in Versailles, dem Lieblingsaufenthalte der Könige von Frankreich, aufgeschlagen. Er hoffte, der Hunger werde die Pariser zur Übergabe zwingen und ihm die Beschießung der Stadt ersparen. Aber obwohl der Mangel. an Nahrungs¬ mitteln in Paris immer fühlbarer wurde, harrten die Pariser doch aus in der Hoffnung, die Hülfe sei nicht fern. Kleinere und größere Kämpfe fanden um Paris statt und brachten den Belagerten und den Belagerern zahlreiche Verluste bei. Auch bildeten die Franzosen in der Eile hier und dort in den Provinzen neue Armeen, welche Paris aus seiner eisernen Umklammerung erlösen sollten. Glücklicherweise für die Deutschen hatte Metz frühe genug kapituliert, daß das Belagerungsheer von Metz dem von Paris zu Hilfe eilen konnte. Die neugebildeten französischen Armeen wurden eine nach der andern in großen Schlachten vernichtet. Ganz Deutschland füllte sich mit französischen Gefangenen. Ende Dezember befahl König Wilhelni, Paris ernstlich zu beschießen; am 28. Januar erfolgte die Übergabe der Stadt. Nach der Eroberung Straßburgs war der General von Werder mit seinen Truppen durch das Tor . zwischen Wasgau und Jura vor¬ gedrungen, wobei er die Festung von Belfort umzingeln und hartnäckig be¬ lagern ließ. Er selber hatte schlimme Kämpfe mit französischen Freischärlern (Franctireurs) zu bestehen. Die Franzosen verteidigten Belfort auf das Heldenmütigste. Viele deutsche Landwehrleute liegen vor den Felsen dieser starken Festung begraben.