— 235 9. Jetzt stösst er, Hilfe rufend, mit Macht hinein ins Horn, dass es in Lüften gellet, als dröhnte Gewitterzorn; ein Teufelchen, das kichert im nahen Felsenspalt; es dringt ja nicht zu Thale des Hilferufs Gewalt. 10. Ins Horn nun stösst er wieder, dass es fast platzend bricht; ho, ho, nicht so gelärmet! Da hilft das Schreien nicht; denn liebte ihn sein Volk nicht, was er auch bieten mag, Herr Max, er bliebe sitzen bis an den jüngsten Tag. 11. Was nicht das Ohr vernommen, das hat das Aug’ erkannt; die unten sahn ihn schweben auf pfadlos steiler Wand. Gebet und Glocken rufen für ihn zum Himmelsdom; von Kirche zu Kirche wallfahrt der bange Menschenstrom. 12. Jetzt an dem Fuss des Felsen erscheint ein bunter Chor, ein Priester inmitten, weisend das Sakrament empor. Max sieht nicht das bunte Wimmeln auf ferner Thalesflur; er sieht das blitzende Glänzen der Goldmonstranze nur. 13. „Fahr wohl nun, Welt und Leben! Schwer fällt der Abschied mir. 0 unerforschlich Wesen, du winkst, ich folge dir. Ich schien ein Baum voll Blüten; dein Blitz hat ihn erschlagen; ach, gerne hätt’ er früher noch süsse Frucht getragen. 14. Ich schien ein Bauherr, türmend den Dom zu deinem Ruhm; nicht durft’ er ganz vollenden der Liebe Heiligtum. Ein Priester, plötzlich stürzend tot an des Altars Stufen, er hätte gern erst Segen noch übers Volk gerufen. 15. So mag dies Herz denn brechen, von Lieb’ und Segen voll! So modre nun, mein Busen, der thatendurstig schwoll! Verwelke, Hand; denn nimmer krönt deine Müh’ Gedeihn. Kur Gottes bester Engel kann hier mein Retter sein.“ 16. Er spricht’s und hebt zum Himmel nun Angesicht und Arm, und in die Kniee sinkt er und betet still und warm. Da klopft’s auf seine Schulter; er fährt erschreckt empor. „Komm heim, du bist gerettet!“ so ruft es an sein Ohr. 17. Und einen Bergmann sieht er froh lächelnd vor sich stehn; der fasst ihn fest beim Arme und winkt ihm, fürder zu gehn; mit Leitern, Stahl und Seilen wird kühn ein Pfad gebahnt; wo Maxens Fusstritt strauchelt, stützt ihn des Retters Hand. 18. Der lädt ihn auf den Rücken, wo Klüfte schwindelnd drohn; wohl sind der Treue Schultern des Fürsten schönster Thron. Rasch geht’s zu Thal, wo jauchzend Tirol empfängt die zwei. Kein Spötter kann belächeln die seltne Reiterei.