196 61. Lin Volk, ein Herz, ein Vaterland. Albert Träger. Gedichte. 10. Auflage. Leipzig. 1874. 8. 345. [Zuerst in: Deutsche Kunst in Bild und Lied. Herausgegeben von Albert Träger. 14. Jahrgang. Leipzig. 1872. 8. 18.] 1. Ob wir, in Not und Schmach versunken, in Mutgem Hader uns entzweit, uns blieb ein lichter Gottesfnnken, — der Traum der deutschen Herrlichkeit. Und häuften sich die Leidenstage, daß schon der Treusten Hoffnung schwand, fort klang's wie eine heilge Sage: Ein Volk, ein Herz, ein Vaterland! 2. Das klang durch unsre schönsten Lieder, das traf die deutsche Brust mit Macht, von Strom und Bergen hallt' es wieder, an unsern Marken hielt es Wacht. Und als des Kampfes wilde Flammen entlohten von verruchter Hand, da standen endlich wir zusammen, ein Volk, ein Herz, ein Vaterland! 3. Und herrlich ist das Werk gelungen, der Feind geworfen in den Staub, mit unserm Blut ihm abgerungen der nie verjährte schnöde Raub; des Sieges volle Kränze schlingen um uns ein unzerreißbar Band, nun soll's in Ewigkeit erklingen: Ein Volk, ein Herz, ein Vaterland! i87i. 62. Ein alamannisches Heerding. t Felix Dahn.* Bissula. Historischer Roman aus der Völkerwanderung (a. 378 n. Chr.). Leipzig. 1883. 8. 308. 1. Den Helm auf dem Haupt und vollgerüstet trat der Herzog Hariowald aus seinem Zelt und winkte einem der Fronbotenft, welche hier stets seines Gebotes warteten. Der ergriff das lange, gekrümmte Horn des Auerstiers, das an einem Zeltpsosteu bereit hing, und stieß dreimal darein. Ein weithin dröhnender Ruf erscholl. Alsbald eilten die übrigen Fronboten, weiße Eschenstäbe in den Händen, mit kleineren Hörnern, welche sie an Riemen über der Schulter trugen, nach allen Richtungen von der Kuppe des Weihberges^) nieder, durch alle Stock¬ werke der Riugwälle hinab, bis an die äußersten Verhacke hin den Ruf des Herzogs tragend. ft Der Fronbote, der Bote, welcher zum Gericht ruft, das Gericht ausruft. — ft Der Weihberg, der heilige Berg, der dem Gotte Wodan geweihte Berg. Es ist die Bergkuppe gemeint, auf der, wenige Stunden nördlich von Friedrichshafen am Bodensee, jetzt das Schloß Heiligenberg steht.