m und munter springt sie umher, sich freuend des langentbehrten Genusses. Auf freien Plätzen sammelt sich der Kinder muntere Schar zu geselligen Spielen; auch sie fühlt neues Leben, neue Wonne; auch sie mischt ihren Jubel ein in die Lobgesänge der Natur. Fröhlich kehren die Scharen von Singvögeln heim, welche der rauhe Winter in wärmere Gegenden ver¬ scheucht hatte. Die Lerche verkündet zuerst den nahenden Lenz, trillernd zum Himmel emporsteigend und weit umher die Luft erfüllend mit ihrer melodischen Brust. Am murmelnden Bach und im dichten Gebüsche läßt die Nachtigall ihr seelenvolles Lied erschallen. Wenn der Abend sich längst schon aus die Fluren herabgesenkt hat, erfreut uns noch ihr entzückender Gesang, und höher schlägt unser Herz dem Schöpfer entgegen. Ritsert. 141. Die Birke. Seht die zierlichen Bäume dort, die sich wiegen und biegen beim leisesten Hauch der Lüfte! Schlank sind die Stämme in die Höhe ge¬ schossen, von unten bis oben weiß gekleidet, aber die dünnen, biegsamen Zweige hangen zur Erde herab. Der ganze Wald ist in Bewegung. Die Blätter lispeln und flüstern, als teilten sie sich ein Geheimnis mit. — Das ist ein Birkenwald. Schön gerundet ist der Stamm der Birke, ohne Knorren und Risse; auch vom Moose ist die glatte, glänzende Rinde frei. Licht und hell ist die reich verzweigte Krone. Die Zweige sind braun und mit weißen Harzdrüsen besetzt, die Blätter dreieckig, am Rande fein gesägt, auf beiden Flächen glatt und nicht zernagt von Raupen und Käfern, welche sie durch ihre Härte und Bitterkeit fern halten. Von der Wurzel bis zum Gipfel ist nichts an der Birke, was nicht vielfach benutzt werden könnte. Auch tritt in Freuden und Leiden dieser Baum dem Menschen nahe wie kein anderer. Wenn der Frühling seinen Einzug hält, schmückt die Jungfrau die Stuben mit den frischgrünen Zweigen des Baumes, nachdem sie das Haus mit Besen von Birkenreisern ausgekehrt hat. Ist das liebliche Fest der Pfingsten gekommen, so wird in manchen Gegenden sogar die Außenseite der Häuser mit solchen „Maien" geziert und die Straße in einen freundlichen Lustgarten verwandelt. Zum festlichen Mahle kann die Birke auch perlenden und schäumen¬ den Wein auf den Tisch liefern und Zucker in die Speisen. Den Wein und den Zucker spendet sie uns durch ihren Saft. Um diesen zu gewinnen, bohrt man, noch ehe der Frühling kommt, ein tiefes Loch in den Stamm und steckt eine Röhre hinein, durch welche der Saft in untergesetzte Ge¬ fäße fließt. Frisch genossen ist dieser Saft Arznei. Ein aus den Blüten¬ kätzchen der Birke bereiteter Balsam verbreitet in der Stube einen ange¬ nehmen Geruch. Noch aus unsern höchsten Bergen wird die Birke angetroffen. Ja, sie zieht sich an diesen höher hinauf als selbst die mächtigen Eichen und Buchen. In den nördlichen Gegenden der Erde ist sie fast der einzige