18 I. Fabeln, Parabeln, Erzählungen und andere Stücke in Prosa. und über ihm zusammen. Das Volk aber rief: „Der ist verloren!" — Als man nun harrete eine Weile, stehe, da trat er hervor mit versengtem Haare und trug zwei Kindlein auf den Armen und brachte sie der Mutter. Da um¬ armte sie die Kinder und fiel dem Fremdlinge zu Füßen 9); dieser aber hob sie auf und tröstete sie. Unterdessen stürzte das ganze Haus zusammen. Als nun beide, der Fremdling und sein Gefährte, zur Herberge zurück¬ kehrten, sagte dieser: „Wer hieß dich solch kühnes Wagestück beginnen?" Jener antwortete und sprach: „Er, der mich heißet das Samenkorn in die Erde legen, daß es verwese 10) und neue Frucht bringe!" — „Aber wie?" sagte der andere, „wenn nun des Hauses Trümmer dich begraben hätten?" Da lächelte jener und sprach: „So wäre ich selbst das Samenkorn gewesen."") 1. Vermittlung. 1. Zwei Handwerksburschen auf der Wanderschaft. 2. Herberge, ahd. heriberga — Heerlager, Ort, erst Feld, dann Haus, wo das Heer, später überhaupt Fremde sich bergen oder unterkommen konnten. 3. Der Schreckensruf: „Feuer! Feuer!" 4. Bündel, das Bündel, seltener der Bündel. 5. Verzögern, noch länger warten, uns aufhalten. 6. D. h. die Menschen in der Fremde. 7. Vor Schreck starr, erstarrt, so daß sie keinen Schritt vorwärts oder rückwärts tun konnte. 8. Die Flamme des Feuers. Das Wort Lohe ist verwandt mit Licht und leuchten, vgl. lichterloh (verkürzter Genetiv von l i ch t e L o h e)! 9. Sie erblickte in dem Retter ihrer Kinder gleichsam ein höheres Wesen, vor dem sie niederfallen, das sie anbeten müsse. 10. Das Samenkorn verweset, eigentlich es verwandelt sich nur, indem das Mehl desselben als organisierter Stofs sich nach oben zu in den Keim und nach unten zu in Wurzeln umgestaltet. 11. Hier begraben, aber dort zur himmlischen Herrlichkeit erweckt worden. II. Vertiefung. I.GliederungdesJnhalts. a) Zwei Wanderer ruhen in einer Herberge, als der Ruf „Feuer!" erschallt, b) Der eine will mitleidsvoll helfen, der andere selbstsüchtig den ersteren von seinem edlen Vorhaben abhalten, doch vergeblich! e) Eine Mutter ruft vor einem brennenden Hause verzweiflungsvoll nach ihren zwei Kindern, ä) Der Fremdling stürzt todesmutig in das brennende Haus. e) Das Volk hält ihn für verloren, f) Die Rettungstat gelingt, g) Die überglückliche Mutter umfaßt voll Liebe ihre geretteten Kinder, b) Sie dankt inbrünstig dem Retter. 1) Dieser tröstet sie. k) Das Haus stürzt zusammen. 1) Der Retter sagt, warum er die herrliche Rettungstat gewagt. 2. Charakteristik der drei handelnden Personen, a) Der Fremdling. Er war m i t l e i d i g, b a r m h e r z i g, sofort zum Helfen b e r e i t, der Versuchung gegenüber st a n d h a f t, kühn und todesmutig, vom Feuer versengt, aber glücklich errettet, als Retter verehrt, selb st los, großmütig, fromm und gottesfürchtig, vertrau¬ ensvoll und ergeben in den Willen Gottes. b) Sein Gefährte. Er war kalt und hartherzig, selbst¬ süchtig und engherzig, untätig und neugierig, über das kühne Wagstück seines Gefährten erstaunt und wißbegierig b.etreffs der Triebfeder zu demselben. e) Die Mutter. Sie war erschrocken, e r st a r r t, a n g st v o l l, reich an Liebe zu ihren Kindern, nach todesbangen Minuten unaus-