62 ihm einen Hammer in die Hand. Mit dem schlug Siegfried so derb auf das Eisen los, daß es zerbrach und der Amboß in den Boden sank. Der Schmied erschrak über die ge¬ waltige Kraft des Burschen. Um sich aber nichts anmerken zu lassen, zauste er ihn, wie zum Scherz, ein wenig am Haar. Siegfried, der eine solche Behandlung nicht gewohnt und seinen Eltern entlaufen war, weil er nicht den geringsten Zwang hatte ertragen wollen, warf den Meister so heftig zu Boden, daß er besinnungslos liegen blieb. Als der Schmied wieder zu sich kam, rief er seinen Knecht zu Hilfe; aber auch ihm setzte Siegfried derartig zu, daß der Meister den groben Gesellen wieder los zu werden wünschte. Er gab ihm nun den Auftrag, in den Wald zu gehen und von einem Kohlenbrenner, der dort wohnte, einen Sack voll Kohlen zu holen. Sein Weg führte ihn dabei an einer Felsenhöhle vorüber, in der ein scheußlicher Drache hauste. Vor der Höhle aber stand eine alte Linde, deren Zweige bis auf die Erde herabhingen, so daß man nicht in die Höhle hineinsehen konnte. Der Schmied hoffte, das Ungetüm würde Siegfried töten und verschlingen. Nichts Böses ahnend, schritt Siegfried, den Sack auf der Schulter, durch den Wald. Als er aber an der Höhle vorüber kam, schoß plötzlich unter den Zweigen der Linde das Untier hervor, um Siegfried zu ergreifen. Schnell sprang er zur Seite, riß einen Baum aus dem Boden und warf ihn auf den Drachen. Das Tier verwickelte sich mit dem Schwanz und den Beinen so in den Ästen des Baumes, daß Siegfried Zeit gewann, noch andere Bäume über ihn zu stürzen. Dann lief er schnell zum Köhler, holte einen Feuerbrand und zündete das auf dem Lindwurm liegende Holz an, so daß das Tier jämmerlich umkam. Unter den schwelenden Stämmen sah nun Siegfried das Fett des Drachen in einem Bächlein hervorstießen. Er tauchte einen Finger ein, und als die Flüssigkeit daran er¬ kaltet war, war der Finger mit einer hornartigen Schale überzogen. Schnell entkleidete er sich und bestrich seinen ganzen Körper mit dem Drachenfett. Nur eine kleine Stelle