Ein Feuereifer tobt im Heere, Das Grab des Heilands zu befrein. Sie eilen fröhlich nach dem Meere, Um bald auf hcil'gem Grund zu sein. Auch Kinder kommen noch gelaufen Und mehren den geweihten Haufen. Hoch weht das Kreuz im Siegst paniere, Und alte Helden steh-n voran; Des Paradieses sel'ge Thüre Wird frommen Kriegern aufgethan; Ein jeder will das Glück genießen, Sein Blut für Christus zu vergießen. Zum Kampf, ihr Christen! Gottes Scharen Ziehn mit in das gelobte Land; Bald wird der Heiden Grimm erfahren Des Christengottes Schreckenshand. Wir waschen bald im frohen Muthe Das heil'ge Grab mit Heidenblute. Hinüber zu der hcil'gcn Stätte! Des Grabes dumpfe Stimme tönt! Bald wird mit Sieg und mit Gebete Die Schuld der Christenheit versöhnt. Das Reich der Heiden wird sich enden, Ist erst das Grab in unsern Händen! 21. Jerusalems Eroberung durch Gottfried von Bouillon. Von Becker. Weltgeschichte 7. Aufl. Berlin 1836-1838. V, 19. Im Mai 1099 gicng der Zug der Kreuzfahrer von Antiochien aus zwischen dem Libanon und der Seeküste weiter und kam den sechsten Junius über Namla und Emaus auf eine Anhöhe, von der man Jerusalem gerade vor sich liegen sah. Freudenthränen stürzten den abgezehrten Kriegern bei diesem Anblick aus den Augen; sie fielen alle auf die Knie und erhuben Lobgesänge; alle bisher aus¬ gestandenen Leiden waren um dieses Preises willen vergessen. In¬ des war die Stadt bei ihrer sehr festen Lage nicht so leicht ein¬ genommen. Es lag eine Besatzung von vierzigtauseud Mann darin, wahrend die Kreuzfahrer, welche sie erobern wollten, nur zwanzig¬ tausend Fußgänger und eintausend und fünfhundert Reiter zählten und gar keine Belagerungswerkzenge mit sich führten. Aber der glühende Religionseifer machte auch den kleinen Hagfen unbe- zwinglich, und das Feldgeschrei <Gott will es!' begeisterte sie vor den Thoren Jerusalem's ebenso feurig, als vor drei Jahren ans dem Felde vor Clermont, da sie das Kreuz empfiengen. Biele Kreuzfahrer zerstreuten sich, um Lebensmittel und die in der holz¬ armen Gegend sehr seltenen Bäume zur Erbauung der Kriegs¬ maschinen und Sturmleitern zusammen zu suchen. Diese fand man in einem Gehölz nahe bei Bethlehem und fertigte in kurzer Zeit viele Belagerungswerkzenge aller Art daraus. Schlimmer war ein furchtbarer Wassermangel. Bei allen Quellen und Brun¬ nen, welche nicht verstopft waren, lauerten versteckte Sarazenen, und jeder Trunk Wassers mußte mit Blut erkauft werden. Oft erhuben die Christen unter einander selbst blutige Streitigkeiten darum. Ganze Heerden der Lastthiere starben vor Durst, und ihre faulenden Körper verpesteten die Luft. Der Hunger, den die