143 Schon wehen sie, säuseln sie, kühlen, Die melodischen Lüfte der Frühe; Schon wallt sie einher, die Morgenröthe, verkündiget Die Auferstehung der todten Sonne. - Herr! Herr! Gott! barmherzig und gnädig! Wir, deine Kinder, wir, mehr als Sonnen, Müssen dereinst auch untergehen Und werden auch aufgehn. Halleluja! seht ihr die strahlende, göttliche kommen? Wie sie da an dem Himmel emporsteigt! Halleluja! wie sie da, auch ein Gottcskind, Aufersteht! 100. Frühlinysgruß. Von Eichcndorff. Gedichte. Berlin 1837. S. 223. — 3. Aufl. 1850. S. 200. — 4. Anst. 1858. — 8. Aufl. Leipzig 1873. S. 223. Es steht ein Berg in Feuer, In feurigem Morgenbrand, Und auf des Berges Spitze Ein Tannbaum überm Land. Und auf dem höchsten Wipfel Steh' ich und schau' vom Baum; O Welt, du schöne Welt du, Alan sieht dich vor Blüten kaum. 101. Sonnenaufgang aus dem Alna. Bon Campe. Reisebeschreibungen 4. Ausgabe. Braunschweig 1820. VH, 102. In den Trümmern eines alten Gebäudes ruhten wir ein wenig und stärkten uns; unterdes hatten wir Zeit, die erhabenen Gegenstände der Natur um uns her in stiller Betrachtung zu be¬ wundern und ihren Schöpfer anzubeten. Der Himmel war völlig heiter, und sein unermeßliches Gewölbe erschien im ehrwürdigsten Glanze und in unbeschreiblicher Majestät. Wir wußten nicht gleich, woher der stärkere Eindruck, den der Anblick desselben hier aus uns machte, rühren möchte, bis wir mit Erstaunen bemerkten, daß wir unendlich mehr Sterne sahen, und daß ihr Licht weit glänzender schien, als wir es je gesehen hatten. Die Weiße der Milchstraße sah jetzt wie eine reine Flamme aus, die durch den Himmel schoß, und wir konnten mit bloßen Augen ganze Hansen Sterne be¬ merken, die in niedrigen Gegenden unsichtbar sind. Das machte, daß wir nun schon durch zehn- bis zwölstansend Fuß dicker Dünste, welche jeden Strahl verschlucken oder verdunkeln, hinangeklimmt waren. Wir erstaunten über die Deutlichkeit, womit wir hier alles sahen, und riefen einstimmig ans: Welch ein Platz zu einer