149 geschätzt. Der Dotter ist sehr schmackhaft, doch hat er den feinen Geschmack des Hühnereies nicht. Er ist so nahrhaft und sättigend, daß man nicht viel davon genießen kann. Es gehören schon vier sehr hungrige Personen dazu, um ein ganzes Straußenei zu verzehren, und dann müssen es noch echte Afrikaner sein, die an so derbe Kost gewöhnt sind. Die Straußeneier halten sich lange frisch und werden oft nach der Kapstadt gebracht, wo man andert— halb Mark für das Stück zu bezahlen pflegt. Ein Sträußenei wird sechs— unddreißig bis vierzig Tage bebrütet, ehe das Junge auskommt. Das Männchen liefert die schönen, weißen Federn, die schon seit langer Zeit als Kopfputz unserer Damen beliebt sind. Man bezahlt für die besten 10 an den Jäger selbst eine bis zwei Mark, bekommt sie aber im Tauschhandel gegen europäische Waren und Kleidungsstücke viel wohlfeiler. An den Grenzen findet man fast bei jedem Kolonisten einen Vorrat davon, nur sind wenige darunter ganz so beschaffen, wie sie die Modehändler in Europa zu wünschen pflegen. — Die Weibchen sind ganz schwarz oder in jüngeren Jahren dunkel⸗ 18 grau und haben im Schweife keine weißen Federn. Von der Farbe ab— gesehen, sind ihre Schwanzfedern indessen ebenso schön wie die der Männchen. 120. Der Kampf mit dem Drachen. Schiller. 1. Was rennt das Volk, was wälzt sich dort Die langen Gassen brausend fort? Stürzt Rhodus unter Feuers Flam— men? Es rottet im Sturm zusammen, Und einen Ritter, hoch zu Roß, Gewahr' ich aus dem Menschentroß; Und hinter ihm, welch Abenteuer! Bringt man geschleppt ein Ungeheuer; Ein Drache scheint es von Gestalt, Mit weitem Krokodilesrachen, Und alles blickt verwundert bald Den Ritter an und bald den Drachen. 2. Und tausend Stimmen werdenlaut: „Das ist der Lindwurm, kommt und schaut, DerHirt undHerden unsverschlungen! Das ist der Held, der ihn bezwungen! Viel andre zogen vor ihm aus, Zu wagen den gewaltgen Strauß, Doch keinen sah man wiederkehren; Den kühnen Ritter soll man ehren!“ Und nach dem Kloster geht der Zug, Wo Sankt Johanns des Täufers Orden, Die Ritter des Spitals, im Flug Zu Rate sind versammelt worden. 3. Und vor den edeln Meister tritt Der Jüngling mit bescheidnem Schritt; Nachdrängt das Volkmitwildem Rufen, 20 Erfüllend des Geländers Stufen. Und jener nimmt das Wort und spricht: „Ich hab' erfüllt die Ritterpflicht. Der Drache, der das Land verödet, Er liegt von meiner Hand getötet: »* Frei dem Wanderer der Weg, Der Hirte treibe ins Gefilde, Froh walle auf dem Felsensteg Der Pilger zu dem Gnadenbilde.“ 4. Doch strenge blickt der Fürst ihn an z0 Und spricht: „Du hast als Held gethan; Der Mut ist's, der den Ritter ehret, Du hast den kühnen Geist bewähret. Doch sprich, was ist die erste Pflicht Des Ritters, der für Christum ficht, z5 Sich schmücket mit des Kreuzes Zeichen d Und alle rings umher erbleichen. Doch er mit edlem Anstand spricht, Indem er sich errötend neiget: „Gehorsam ist die erste Pflicht, 40 Die ihn des Schmudles würdig zeiget. b. „Und diese Pflicht, mein Sohn“, versetzt Der Meister, „hast du frech verletzt, Den Kampf, den das Gesetz versaget, 5